Rezension

Niveauvolle Unterhaltung

Es muss dunkel sein, damit man die Sterne sieht - Jenny Bünnig

Es muss dunkel sein, damit man die Sterne sieht
von Jenny Bünnig

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ria, Mitte 20, entschließt sich spontan mit ihrer Oma und deren Freundeskreis wegzufahren. Die alten Damen begeben sich nämlich mit einem alten VW Bus auf eine kleine Europatour durch Holland, die Schweiz, Italien, Frankreich und Portugal. Jede der Freundinnen hat dort noch etwas Persönliches zu erledigen. Ria hingegen flüchtet. Sie ist ganz erstarrt über den Tod ihres Vaters und findet keinen sicheren Halt mehr im Leben.

Die Damen sind herrlich sympathisch. Hilde weiß zu jeder Situation die passenden Zitate und liest sogar während des Autofahrens. Margot, Professorin und schwer an Leukämie erkrankt, ist die gute Seele und hat einen sehr warmen Draht zu Ria. Frau Lensker plant minutiös genau die Reise, verfügt über den harten Ton eines Feldwebels, aber auch über ein weiches Herz. Rias Oma Charlie, ist super geduldig im Umgang mit ihrer Nichte, die sich aufgrund ihres Kummers oft sehr anstrengend verhält.

Der Roman liest sich humorvoll, witzig, überraschend intelligent und spannend. Die Sprache ist sehr bildhaft und lebendig. Man kann eintauchen und bekommt gute Laune. Gleichzeitig sind vielerlei Lebensweisheiten und interessante Zitate zu entdecken. Einige Szenen berühren zudem sehr.

Trotzdem habe ich einige Kritikpunkte: Die Figur Ria überzeugte mich nicht vollauf, sie wirkte in vielen Szenen eher wie eine 16 jährige.

Es hätte ein Roman über starke Frauen werden können, doch leider scheint wohl doch nichts ohne Männer zu funktionieren.

Die Autorin versuchte ernste Themen mit Humor und Phantasie zu verbinden, das überzeugte mich besonders am Ende nicht mehr ganz. Die Figuren sind humorvoll überzeichnet, viele Szenen sind eher unrealistisch und träumerisch, gleichzeitig geht es aber auch um recht ernste und realistische Themen sowie auch um die Entwicklung der Figuren. Und diesen Spagat hinzubekommen, diese beiden Pole überzeugend miteinander zu verbinden, schaffte die Autorin meines Erachtens nicht und ich blieb ein wenig unzufrieden und enttäuscht zurück.

Fazit: Ein humorvoller und intelligenter Roman, der in einer sehr bildhaften Sprache geschrieben ist und den Leser zum Träumen, Wohlfühlen und Nachdenken verführt. Humor, Phantasie und Tiefgang wurden miteinander verknüpft, was letztendlich jedoch nicht immer überzeugte.