Rezension

Packender dritter Teil der Brandenburg-Reihe! Gibt es Hellseherei? Oder alles Scharlatanerie? Kein Esoterik-Kram sondern ernsthafter Krim

Nebel über der Uckermark -

Nebel über der Uckermark
von Richard Brandes

Dies ist bereits der dritte Brandenburg-Krimi von Richard Brandes, den ich gelesen habe und ich wurde auch dieses Mal nicht enttäuscht.

Maria, die Wirtin der Gaststätte, in der gerade noch Kommissarin Carla ausgelassen ihren 60.Geburtstag gefeiert hat, berichtet, dass sie in einer Vision die Ermordung einer jungen Frau voraussah. Carla hält bekanntlich nichts von Hokus-Pokus. Als jedoch eine Vermisstenmeldung für Jeta, eine junge Albanerin, hereinkommt, deren Beschreibung bis ins kleinste Detail mit der Vision übereinstimmt, wird selbst Carla stutzig.
Zufall? Insiderwissen? Oder tatsächliche hellsichtige Begabung?
Julia und Carla beginnen zu ermitteln, beide haben allerdings höchst unterschiedliche Auffassungen von Wahrsagerei und Hellsichtigkeit...
Carla wird jedoch ebenfalls ein wenig unruhig, als Maria auch ihr eine warnende Vision mitteilt.

Das ganze Buch bewegt sich etwas im mystischen Rahmen, ohne jedoch in Esoterik abzugleiten. Man merkt, dass der Autor gut recherchiert hat. Er zeigt sowohl Möglichkeiten der Hellsichtigkeit, deren Bedeutung in anderen Kulturen (Julias Vater) auf, nimmt aber auch die Scharlatanerie aufs Korn, die oft mit derlei Weissagerei und verzweifelt nach jedem Strohhalm greifenden Menschen betrieben wird.
Bis zum Schluss weiß man nicht genau, was Trug und was Wahrheit ist...

Das Buch liest sich gewohnt flüssig, die Gegend wird anschaulich beschrieben, was ich als Kennerin der Uckermark sehr gut beurteilen kann. Die bereits bekannten Charaktere haben sich weiter entwickelt und wachsen dem Leser immer mehr ans Herz. Maik, um den wir uns bereits im letzten Band sorgen mussten, befindet sich in einem sehr gefährlichen Undercover-Einsatz, so dass dem Leser des Öfteren der Atem stockt.

Jedoch – hier kommt mein einziger Minuspunkt des Buchs: Das Umfeld dieses Undercover-Einsatzes ist mir zu plakativ gewählt. „Klimaleugner“, Reichsbürger, ein unehrenhaft entlassener Oberst, rechte Schlägertypen, hier wurde wirklich alles versammelt, was zum typischen Klischee der rechten Szene passt, und dann über das Klima und „Querdenker“ versucht, einen aktuellen Bezug herzustellen. Ich habe zwar keinen Verbesserungsvorschlag – Mafia in der Uckermark wäre vielleicht ungewollt komisch geworden - aber wie gesagt, dieser Handlungsstrang hat mir sehr missfallen. Glücklicherweise hat der Autor aber ein Händchen dafür, solche Themen relativ gut in den Gesamtkontext einzubinden, so wie er es ja auch mit anderen Themen wie z.B. Alltagsrassismus tut.

Und dass ich dennoch die volle Punktzahl – ebenso eine absolute Leseempfehlung!!! - gebe liegt daran, dass es einfach ein unglaublich guter und spannender Kriminalroman, fast schon ein „Uckermark-Thriller“, geworden ist. Die kurzen Kapitel, oft am Ende mit Cliffhangern versehen, lassen einen das Buch nicht aus der Hand legen – und am Ende werden alle Fäden zusammengeführt, mit einer Wendung, mit der ich nicht gerechnet hätte, die aber sehr stimmig war.

Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Band und auf ein Wiedersehen mit den mir nun schon so vertrauten Protagonisten!