Rezension

Packender Roman mit starken Charakteren über Verlust und neue Hoffnung

Das zerstörte Leben des Wes Trench - Tom Cooper

Das zerstörte Leben des Wes Trench
von Tom Cooper

Bewertet mit 4.5 Sternen

Nachdem der Hurrikan Katrina über die Region rund um New Orleans hinweggefegt ist, hat der junge Wes Trench alles verloren. Seine Mutter ist ertrunken sein Vater bleibt mit ihm verbittert zurück. Als er es zu Hause nicht länger aushält heuert er beim Shrimper Lindqvist an. Dieser ist kaum besser dran, bedroht ein Ölteppich die Küste und somit auch seinen Lebensunterhalt. Zu allem Unglück wurde ihm außerdem seine Armprothese gestohlen. Doch Lindqvist verfolgt einen Plan der ihn aus der Misere befreit. Er glaubt an einen Schatz in den Sümpfen der Barataria, den er mithilfe eines Metalldetektors finden will. Doch der Sumpf wird von den gefährlichen und durchgeknallten Toup-Brüdern für ihre Geschäfte genutzt und diese wollen nicht, dass Lindqvist in ihren Angelegenheiten rumschnüffelt.

Der Roman „Das zerstörte Leben des Wes Trench“ ist mir bereits durch sein Cover ins Auge gesprungen. Mir hat die schlichte schwarz-weiße Gestaltung mimit der neongrünen Schrift sehr gut gefallen und sie spiegelt auf ihre Art die Situation an der Barataria wieder. Denn der Ölteppich bedroht den Lebensunterhalt aller Bewohner der Kleinstadt Jeanette und bleibt ein wiederkehrendes Thema im Buch.

Anhand des Titels und der Buchbeschreibung habe ich die Geschichte von Wes Trench erwartet, doch der Roman geht weit über ihn hinaus und nimmt fünf mehr oder weniger gescheiterte Existenzen in den Blick, die allesamt einen Teil zur Geschichte beitragen. Dabei haben alle Personen einen störrischen Charakter und versuchen den Widrigkeiten ihres Lebens zu Trotzen. Die fünf Perspektiven werden abwechselnd aus der Sicht von Wes Trench und Lindqvist beschrieben, sowie aus der Sicht der Toup-Brüder, die versuchen ihre Machenschaften zu verheimlichen und den verrückten Lindqvist von ihrer Insel fernzuhalten. Weiterhin gibt es den Grimes, der für die Ölgesellschaft in seine alten Heimat Unterschriften für Verträge zur Schadensersatzzahlungen sammeln soll und auf den Zorn der Bewohner trifft. Die letzte Perspektive wird von Cosgrove und Hanson eingenommen, die sich bei der Abarbeitung von sozial Stunden kennen lernen und ebenfalls immer weiter in die Verstrickungen in der Barateria hineingeraten.

Die Charaktere im Roman haben mir insgesamt sehr gut gefallen, denn Tom Cooper schafft es sie allesamt sehr authentisch darzustellen. Ihr Zorn über die Ölgesellschaft, die Zerstörung des Hurrikan Katrina und das harte Leben in den Sümpfen ist spürbar und vor allem nachvollziehbar. Au f ihre Art und Weise sind sie gescheiterte Existenzen, doch sie lehnen sich dagegen auf, versuchen das Beste daraus zu machen und kämpfen für ihr Glück. Obwohl Wes Trench scheinbar der Hauptcharakter sein soll, war er für mich wie alle anderen gleichwichtig, sodass es eher „das zerstörte Leben in der Barateria“ heißen müsste. Doch das macht das Buch nicht schlechter. Mir hat der Perspektivwechsel gefallen und wie sich die einzelnen Storys immer weiter verflochten haben, sich Personen immer wieder begegnen ohne sich zu kennen und man als Leser als einziger alle Zusammenhänge kennt.

Neben den tollen Charakteren ist auch der Schreibstil von Tom Cooper hervorzuheben. Es gibt genaue Beschreibungen der Umgebung und Geschehnisse, doch diese sind wohldosiert und nicht ermüdend. Er ist angenehm zu lesen und durch die sehr direkte und oft auch vulgäre Sprechart der Personen wirken die Geschehnisse sehr real. Es ist, als wäre man mittendrin und selbst betroffen.

Insgesamt hat mir der Roman sehr gut gefallen, wenn ich auch gestehen muss, dass ich etwas anderes erwartet habe. Ich habe die Story von Wes erwartet, doch obwohl dieser nicht immer im Mittelpunkt steht, ist der Roman sehr packend und mit viel Liebe zum Detail geschrieben. Natürlich geht es im Endeffekt doch um Wes und seinen neugewonnen Mut sein Leben in die Hand zu nehmen, nur das die Geschichte dafür aus allen Perspektiven beschrieben wird. Für mich ein sehr lesenswertes Buch, das ich weiterempfehlen würde.