Rezension

Großes Buch über die Menschen in Amerikas süden

Das zerstörte Leben des Wes Trench - Tom Cooper

Das zerstörte Leben des Wes Trench
von Tom Cooper

Bewertet mit 5 Sternen

~~Wes Trench lebt mit seinem Vater von Shrimpsfang in den Sümpfen des Bayou. Die Ölförderung hat das Gebiet schwer geschädigt, die Erträge werden immer weniger und das Überleben immer härter. Nun treibt auch noch ein neuer Ölteppich auf das Delta zu. Seit 5 Jahren fährt Wes mit seinem Vater zum Shrimpsfang, aber er tut es voll Zorn und Hass auf ihn. Der Sturm Katrina hat die Familie zerrissen, die Mutter kam ums Leben und Wes gibt seinem Vater daran die Schuld. Er hat nicht auf sie gehört und alle Warnungen vor dem Sturm buchstäblich in den Wind geschlagen. Diese Schicksalsschläge zwingen Wes, seine College Pläne zu vergessen und als Fischer ein hartes, schlecht bezahltes Leben auf sich zu nehmen.
 Er heuert beim alten Lindquist an, als das Leben mit seinem Vater unerträglich wird. Aber auch Lindquist ist ein verbitterter alter Mann, der nach dem Verlust seines Arms und dem Tod seiner Frau, den Schmerz und die Trauer mit Alkohol und Drogen bekämpft. Lindquist will einen geheimnisvollen Piratenschatz heben, den er im Delta vermutet und Nacht für Nacht fährt er in seinem Boot hinaus um zu graben. Dabei kommt er den Zwillingen Reginald und Victor Toup in die Quere, die ihre versteckten Grasfelder im Delta haben und nachts zur Ernte rausfahren und die Aufdeckung ihres Drogenanbaus fürchten. Auch die Zwillinge gehören zu der Schicht, die man als die Verlierer der Gesellschaft bezeichnen kann. Später kommen noch weitere Personen dazu, die sich begegnen und in die Geschehnisse eingreifen, ohne das die einzelnen Protagonisten eine Verbinden sehen.
 Es ist nicht nur die Verbitterung des Wes Trench, die der Autor Cooper beschreibt, alle seine Figuren müssen mit einem zerstörten Leben und geplatzten Träumen und Plänen leben. Da führte mich der Titel in die Irre.

Tom Cooper beschreibt das in einer unglaublich farbigen, unmittelbaren Sprache, die mich sofort ganz real in die Geschichte gezogen haben. Die wechselnden Erzählperspektiven erschließen weitere Dimensionen. Die Menschen wurden mir sofort lebendig und standen vor meinen Augen, so bildstark werden sie mit ihren Eigenheiten und Schrullen geschildert. Egal wie viele Schläge und Entäuschungen das Schicksal für sie bereit hält, sie halten an ihrem Traum und an ihrem Glauben an eine bessere Wendung fest. Es ist der unerschütterliche Glaube, die optimistische Einstellung, die Wes und die anderen von einem besseren Leben träumen lässt.
 Die Sumpflandschaft um New Orleans ist wunderbar, fast schon romantisch verklärt geschildert, die Liebe des Autors zu diesem Land teilt sich dem Leser auf jeder Seite mit. Es hat mir auch sehr gut gefallen, wie Cooper den Mut und den Willem, sich nicht von denSchicksalsschlägen unterkriegen zu lassen, seinen Figuren mitgibt. Diese Kraft, den Widrigkeiten zu trotzen und dabei den Humor nicht zu verlieren, haben mir die Figuren so nahe gebracht.
 Trotzdem bleibt in diesem Buch die melancholische Grundstimmung spürbar, die schon im Schutzumschlag zu sehen ist. Dort wurde ein alter Schwarz-Weiß-Stich gewählt, der die Sümpfe ein wenig trostlos und menschenfeindlich darstellt.
 Mein Fazit: ein großes Buch über den großen Süden der USA.