Rezension

Rasanter, außergewöhnlicher, intelligenter Krimi

Die Unbekannte - Peter Swanson

Die Unbekannte
von Peter Swanson

Bewertet mit 5 Sternen

Liebe kann mehr als eine verhängnisvolle Affaire sein.

Sie hatte ein hübsches, herzförmiges Gesicht, von blauen Augen beherrscht, eingerahmt von glattem, dunkelblondem Haar, das ihr bis zur Kinnspitze reichte und es schien ihm später so, dass er sie vom ersten Moment des Kennenlernens an geliebt hatte.

George Foss und Liana Decter besuchten gemeinsam das Erstsemester im Mather College und die nächsten drei Monate bis zum Beginn der Semesterferien gehörten nur ihnen, waren angefüllt mit ihrer jungen, fordernden, berauschenden Liebe, deren Spuren unauslöschlich im Herzen bleiben und der Instinkt und Verstand zum Opfer fallen.

Als George jedoch im Januar nach den Ferien wieder nach Connecticut zurückkehrte erfuhr er, dass Liana ihr Studium am College nicht weiterführen würde. Die junge Studentin hatte sich in ihrer Heimatstadt Sweetgum in Florida das Leben genommen.

Zwanzig Jahre lang blieb sie in seinen Gedanken, ging das Gefühl für sie durch seine Träume und glaubte er oft hier oder da ihr Bild zu sehen, bis sie eines Tages in seiner Lieblings-Bar "Jack Crow's Tavern" in Boston auf ihn wartete und ihn um seine Hilfe bat.

Alles in ihm warnte ihn und wollte ihn zurückhalten, er spürte die Gefahr, die von dieser Frau drohte, der er seit damals verfallen war und wusste doch im gleichen Moment um die Machtlosigkeit, ihr zu widerstehen und versuchte nicht, sich zu wehren sondern spürte nur noch seine Sehnsucht und den Wunsch bei ihr zu sein.

Ein Verwirrspiel ohne Gleichen nimmt seinen Lauf und reißt ihn unaufhaltsam in einen todbringenden Strudel.

 

Ein ungeheuer starkes, gefühlsintensives und spannungsgeladenes Debüt des Autors Peter Swanson. In kontinuierlich ansteigendem Bogen baut er die Geschichte auf, die in zwei Handlungssträngen sich gegenseitig erklärt und im Abstand von zwanzig Jahren die erste zur Basis der zweiten werden lässt.

Beinahe atemlos verfolgt man die Entwicklung der Vorfälle, ist überrascht vom Facettenreichtum der ineinander verschachtelten Begebenheiten, der intelligenten Raffinesse, mit welcher hier agiert wird und hat sein Vergnügen an den stark gezeichneten Protagonisten, die sehr authentisch und eindrucksvoll herüberkommen.

Der Spannungsbogen des Romans hält sich kontinuierlich hoch, auch im letzten Abschnitt steigert sich die Handlung noch einmal enorm, bis sie in einem furios zusammengefügten Puzzle ihr Ende findet.

Liebhaber des "Noir-Genres" und des intelligenten, anspruchsvollen  Kriminalromans sind mit dieser Lektüre allerbestens bedient und werden mit Ungeduld auf den weiterführenden Band warten.