Rezension

Rein ins Vergnügen!

Joyland
von Stephen King

Bewertet mit 4 Sternen

Devin ist Student und möchte in einem Vergnügungspark während der Sommermonate Geld verdienen. Außerdem ist das wohl der beste Weg, um sich von einer enttäuschenden Liebesbeziehung abzulenken und neuen Mut für die weitere Studienzeit zu schöpfen.

Schnell freundet er sich mit den neuen Kollegen an und hat alle Hände voll im Vergnügungspark zutun. Anstrengende Auftritte im Pelzkostüm, lachende Kinder und dreckige Toiletten, der Arbeitsalltag hält die abwechslungsreichsten Aufgaben bereit. 

Und dann ist da noch dieser Mord, der Devin keine Ruhe lässt. Einige Jahre davor wurde ein Mädchen in der Geisterbahn erstochen und seither soll ihr Geist bevorzugt das Personal erschrecken. 

Diesen Roman hat Stephen King geschrieben, wer sich allerdings im Horrorgenre wähnt, wird sicherlich enttäuscht werden. Es kommen eindeutig gruselige Elemente vor, diese halten sich allerdings sehr im Hintergrund und blitzen nur manchmal zwischen den Seiten hervor.

Trotzdem hat man es mit einem guten Roman zutun. Gemeinsam mit Devin tritt man die Stelle im Vergnügungspark an. Es ist einer dieser traditionellen Parks, wie man sie aus älteren amerikanischen Filmen kennt, mit ganz viel Zuckerwatte, einer Wahnsinnsachterbahn und gut gelauntem Plüschgetier, das für die nötige Stimmung sorgt. 

Aber natürlich zieht die alte Geisterbahn Devin in ihren Bann, zu gruselig ist die Geschichte von dem ermordeten Mädchen und ihrem Geist, der darin verweilen soll. Da beschließen Devin und seine Freunde, selbst nachzuschauen, wie schaurig es in der Geisterbahn wirklich ist … 

Wie immer hat man es bei King mit einem großartigen Schreibstil zutun, der mich mitten in den Vergnügungspark gestellt hat: lachende Kinder, weinende und quengelnde Exemplare, Menschen mit Hotdogs und Pommes in der Hand, ausgelassene Schreie vom Riesenrad, verschwitzte Parkangestellte, das furchtbare Gedudel der Fahrgeschäfte und Schüsse von der Schießbude - da war ich als Leserin live dabei!

Außerdem sind Stephen Kings Figuren real. Das mag sich jetzt etwas hochtrabend lesen, jedoch schaffen es nur wenige Autoren, Figuren zu erschaffen, bei denen ich das Gefühl habe, als ob ich sie jederzeit auf der Straße treffen könnte. Und so kommt es mir nicht nur bei den Protagonisten vor, sondern tatsächlich bei jeder Nebenfigur, mag sie noch so eine kleine Rolle haben.

Merkwürdig, vergnüglich und manchmal sogar gruselig, so hat mir der über 60 Jahre alte Devin selbst seine Geschichte vom Sommer 1973 erzählt, und dabei ich habe ihm sehr gespannt zugehört.

© NiWa