Rezension

Roman über die Hexenverbrennung - Kein Buch für schwache Nerven

Der Hexenschöffe - Petra Schier

Der Hexenschöffe
von Petra Schier

Bewertet mit 4 Sternen

1636: Hermann Löher, Kaufmann und Schöffe am Gericht, lebt mit seiner Familie glücklich in Rheinbach, bis ihn die Vergangenheit von vor 5 Jahren wieder einholt - Herr Dr. Möden, ein neuer Hexenkommissar, kommt in die Stadt. Und dieser möchte dort anschließen, wo einst ein anderer aufgehört hat: er möchte die Hexen wieder brennen sehen! Hermann möchte das verhindern, darf aber bei diesem gefährlichen Spiel auch nicht seine Familie in Gefahr bringen…

 

Cover und Schreibstil:

Das Cover gefällt mir sehr gut, es ist in einer typischen Zeichenart und Farben gestaltet, die häufig bei historischen Romanen zu finden sind.

Der Schreibstil ist wirklich ausgezeichnet. Trotz der zeitgemäßen Sprache im Stil des 17. Jahrhunderts, gelingt es der Autorin einen flüssigen Schreibstil zu erzielen. Dadurch und natürlich wegen des spannenden Inhaltes, fühlt man sich als Leser sehr gut in die Zeit hineinversetzt und emotional auch sehr betroffen.

 

Charaktere:

Die Charaktere waren authentisch und ihr Denken und Handeln nachvollziehbar. Sie konnten in ganzer Linie überzeugen. Die Emotionen und Gefühle gingen einen oft durchs Mark und Bein.

Mit dem Protagonisten Hermann Löher litt und fieberte man auf seinem Weg durch die Hexenprozesse auf grauenhafte Weise mit.

Die Fürsprecher der Hexenverfolger und vor allem den Hexenkommissaren wünscht man die Pest an den Hals oder besser noch ebenfalls eine peinliche Befragung.

 

Meine Meinung:

Als erstes möchte ich sagen, dass ich sehr begeistert von diesem Buch bin. Ich muss jedoch zugeben, dass der Klappentext sich für mich anfangs relativ eintönig anhörte. Fünfhundert Seiten über Hexenprozesse? Na hoffentlich langweile ich mich da nicht… Dass war aber glücklicherweise nicht der Fall!

Der Inhalt und der geschichtliche Hintergrund waren so gut recherchiert und so überaus mitreißend erzählt, dass das Spannungsniveau dauerhaft erhalten blieb und sich zum Ende hin noch spürbar steigerte. Schon der Anfang war so fesselnd, dass mir der Einstieg in dieses doch sehr schwierige Thema sehr leicht viel.

Laut Frau Schier sind ca. 75 % des Buchinhaltes tatsächlich so geschehene Begebenheiten. Wahrscheinlich war es trotz des angenehmen Leseflusses für mich kein Pageturner im eigentlichen Sinne. Nach in etwa einhundert Seiten benötigte ich meist eine Pause, weil mir der Kopf schwirrte, von all dem doch sehr ausführlich beschriebenen peinlichen Befragungen der vermeintlichen Hexen. Diese waren natürlich äußerst brutal und somit ist die Grundstimmung des Buches doch sehr düster und grausam.

Um all diese grausamen Szenen spann Frau Schier aber auch eine fesselnde Nebenstory, in der es netterweise auch ab und zu etwas freundlicher und sogar liebevoll zuging. So konnte ich zwischendurch auch mal aufatmen.

Insgesamt bin ich froh dieses Buch gelesen zu haben, man hat viel Neues erfahren über die Hexenverfolgung, und das alles in einem spannenden Rahmen gepackt. Dennoch ist mir die Geschichte teilweise etwas zu düster, grausam und strotzt vor zum Himmel schreiender Ungerechtigkeit. Es gab Stellen an denen ich gern ein bisschen weniger bildliche Vorstellungskraft gehabt hätte.

„Der Hexenschöffe“ ist für einen historischen Roman relativ grausam, es ist also nicht unbedingt ein Buch für Zartbesaitete. Aber wer sich entschließt, dieses Buch zu lesen wird trotz der melancholischen Stimmung sicherlich in seinen Bann gezogen werden. Ich möchte dafür wirklich gute 4 von 5 Sternen geben.