Rezension

Schockierend

Die unterirdische Sonne
von Friedrich Ani

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch schockt den Leser wirklich immer wieder. Der Inhalt ist absolut schockierend und immer wieder übertrifft sich der Schock selbst und überrascht den Leser von Neuem.

Das Buch ist total fesselnd und man wird von der sehr hohen Spannung mitgerissen.

 

Die Atmosphäre ist bedrückt, düster, unheilvoll und hoffnungslos und das Buch vermittelt eine Menge Gefühle. Verzweiflung. Hoffnungslosigkeit. Angst. Wut. Trauer. Entsetzen.

Denn der Autor schreibt einfach und doch metaphorisch - sein Schreibstil ist toll. Auf jeden Fall hatte ich beim Lesen immer ein starkes Kopfkino - und wenn du die Augen der Kinder siehst, dann würdest du am liebsten weinen. Immer wieder habe ich während des Lesens fassungslos gefragt, wie Menschen Kindern so etwas antun können. Warum?

Dabei wird an keiner Stelle direkt angesprochen, was genau mit den Kindern passiert, aber die Andeutungen und die ganzen Emotionen reichen, sodass einen die Fassungslosigkeit und das Entsetzen erfüllt. Denn das Schlimmste ist, dass ich die ganze Zeit im Hinterkopf hatte, dass sowas auch in der Realität passiert. Und dabei wirken die Gefühle der Kinder so authentisch, so echt ...

 

Fünf völlig verschiedene Kinder mit ganz unterschiedlichen Lebensgeschichten, die alle unterschiedlich alt waren. Fünf verschiedene Kinder, mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften, Wünschen und Verhaltensweisen. Fünf Kinder, denen das Leben zur Hölle gemacht wurde.

Einzig über Conrad hätte ich gerne mehr erfahren. Schön fanden wir, dass der Stil sich verändert, je nachdem welches Kind gerade erzählt, und sich diesem anpasst. Die Kinder wechseln sich ab, etwas, dass mich bei vielen anderen Büchern stört, aber hier nicht im geringsten. Denn nur so bekommt der Leser Einblick in die verschiedenen Gefühlswelten, kann die Gedanken nachempfinden und bekommt mit, wie unterschiedlich sie mit der Situation umgehen.

Maren, die stottert. Sophia, die kämpft. Conrad, der am meisten Angst hat. Eike, der rebelliert. Leon, der am reifsten scheint, obwohl er der Zweitjüngste ist. Das ist auch etwas, was der Roman zeigt: Dass Reife nicht unbedingt etwas mit dem Alter zu tun hat. Denn Conrad, eigentlich der Älteste, wirkte oft eher wie der Jüngste. Jeder Charakter ist unglaublich individuell, durchdacht und verschieden und doch teilen sie ein auswegloses Schicksal.

 

Das Ende überfällt den Leser und lässt ihn schockiert zurück. Dabei ist es realistisch, wie eigentlich das ganze Buch. Und wir können und dürfen nicht gänzlich die Augen vor der Realität verschließen. Gerade diese Realität ist schockierend und es hat vermutlich durchaus seine Gründe, dass das Buch ab 16 Jahren empfohlen wird - denn es ist brutal und schonungslos ehrlich und ich würde es niemandem mit zarten Nerven empfehlen. Doch denen, die sich das Buch zutrauen, kann ich es absolut empfehlen. Es ist kein Buch, das einem nette und heitere Lesestunden beschert, sondern eins, dass einen schockiert und nachdenklich zurücklässt, aber wirklich sehr gut geschrieben und aufgebaut ist.

Es ist kein Buch, das man einfach wieder weg legen kann, es lässt einen nicht los und ich war noch lange nach dem Lesen geschockt und dachte darüber nach. Und wieso so etwas passiert, wieso es passieren kann. WIESO?