Rezension

Sehr emotional

Meine dunkle Vanessa - Kate Elizabeth Russell

Meine dunkle Vanessa
von Kate Elizabeth Russell

Bewertet mit 5 Sternen

Eine ehemalige Mitschülerin von Vanessa bezichtigt ihren damaligen Lehrer des Missbrauchs. Doch Vanessa ist sich sicher, bei ihr war das was anderes, denn sie hatten eine Liebesbeziehung. Doch stimmt das wirklich so genau?

 

Das Cover ist okay, bin ja wie schon mal erwähnt kein Fan von Gesichtern auf Büchern.

Der Roman wechselt die ganze Zeit zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit. So lernt man erstmal Vanessa als Erwachsene kennen und wie sich mit der Nachricht umgeht, dass ihre Mitschülerin Strane beschuldigt.

Ich finde hier merkt man schon ganz stark, dass Vanessa nicht immer alles so klar sieht, wie sie denkt. Es spielt schon Verdrängung mit.

Doch muss ich ehrlich zugeben, dass ich nicht ganz so vorurteilsfrei an die Geschichte rangehen konnte, denn meine Meinung über Strane war schon relativ fest als ich mit dem Lesen begann und so hatte ich schon einen sehr voreingenommen Blick auf die Ereignisse in der Vergangenheit. Wenn man erfährt, wie Vanessa und Strane sich näher kommen.

Vanessa ist ein 15-jähriges Mädchen und sie wirkt sehr einsam auf dem Internat, weit weg von ihrer Familie und ohne Freunde, und so kann man auch irgendwie versehen, dass sie sich in den einzigen Menschen verliebt, der ihr Aufmerksamkeit schenkt.

Und Strane nutzt diese Situation aus. Er weiß ganz genau, da hilft ihm wahrscheinlich auch seine jahrelange Tätigkeit als Lehrer, welche Schülerin einsam, allein ist und „positiv“ auf seine Annäherungsversuche reagieren würde und welche nicht. Und genau das macht den Punkt aus, wo ich einfach überhaupt keine Sympathie für ihn empfinden konnte (naja, konnte ich generell wirklich nicht durch meine Voreingenommenheit), er ist erbarmungslos und dreht alles immer so als würde er Vanessa die Entscheidung überlassen wie weit sie gehen sollen.

Bei mir wechselten die Gefühle während der Lektüre immer sehr stark: Ich fand das Buch interessant und die Autorin hat es auch sehr gut geschrieben, aber dann war ich geschockt und fand alles nur widerlich, wie sich Strane benimmt und es ist unglaublich, wie sich Vanessa in die Opferrolle drängen lässt obwohl sie sich selber nie als Opfer gesehen hat. Eine geschickte Manipulation von Strane.

Und selbst als die Geschehnisse bekannt werden, weiß er sich aus der Affäre zu ziehen und Vanessa muss die Konsequenzen alleine tragen. Ich war fassungslos!

Mein scheint empört, aber unternommen wird so gut wie gar nichts. Eine halbherzige Untersuchung ist alles was gemacht wird.

Und Vanessa leidet darunter, wenn auch für sie wohl eher unterbewusst, denn eine „normale“ Beziehung kann sie nicht eingehen. Es ist echt krass wie Strane sie „kaputt“ gemacht hat. Obwohl sie mir auch an manchen Stellen etwas obsessiv gegenüber Srane vorgekommen ist, aber sie sucht die Aufmerksamkeit und möchte gelobt und geliebt werden. Sie bleibt irgendwie immer das Kind, das seine Kindheit durch Strane verloren hat.

Das Ende hat mich irgendwie aufatmen lassen, denn auch wenn nicht alles mit einem Satz gut wird, so scheint es mir doch eher ein Anfang zu sein.

 

Mein Fazit: Dieser Roman ist mehr als nur eine Geschichte über Missbrauch und ich habe wirklich fast die ganze Palette von schlechten Gefühlen durchgemacht. Bewusst schreibe ich hier schlechte Gefühle, denn gut kann man sich bei der Lektüre wirklich nicht fühlen. Ich war angeekelt, geschockt, fassungslos obwohl die Autorin alles sehr interessant schreibt und man tief in die Geschichte eintaucht. Wirklich ein sehr emotionales Buch, von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!