Rezension

Sehr schöner Schreibstil, leider fehlt mir die Tiefe

Wild Hearts - Kein Blick zurück - T. M. Frazier

Wild Hearts - Kein Blick zurück
von T. M. Frazier

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt (dem Klappentext entnommen):

Sich auf die Liebe einzulassen ist wie sich seiner größten Angst zu stellen. Es tut weh. Du kannst alles verlieren. Aber wenn du mutig bist, alles gewinnen.

Ein alter Camper und ein Stück Land im Nirgendwo von Florida ist alles, was Sawyer Dixon nach dem Tod ihrer Mutter geblieben ist. Weit weg von ihrer Vergangenheit will sie einen Neuanfang wagen. Doch sie hat nicht mit ihrem neuen Nachbarn Finn gerechnet. Der missmutige (und furchtbar attraktive) Einzelgänger ist wenig begeistert davon, dass Sawyer vor seiner Haustür campt - und ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen will!

 

Meinung:

Der bildhafte Schreibstil liest sich leicht und flüssig, die Seiten fliegen nur so dahin. Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von Sawyer und Finn geschrieben, so dass man (theoretisch) die Gedanken und Gefühle von beiden miterleben kann. Doch vor allem bei Finns Kapiteln hätte ich mir Einsicht in seine Gedanken und Gefühle gewünscht, denn dieser Einblick hat mir gefehlt und es ging vor allem um die Beschreibung/Darstellung der Szenen und Dialoge und lange bleibt einem als Leser der Einblick in sein Inneres verwehrt. Da hätte man genauso gut auf seine Perspektive verzichten können und es hätte keinen großen Unterschied gemacht.

 

Dies ist mein erstes Buch der Autorin, von der ich schon vor allem wegen ihrer King-Reihe schon sehr viel gutes gelesen und gehört habe, so dass ich mich sehr auf das Buch gefreut habe. Doch leider waren meine Erwartungshaltungen zu hoch bzw. gingen in eine andere Richtung als die Geschichte.

Durch die Leseprobe hatte ich den Eindruck gewonnen, dass mich hier eine gefühlvolle Liebesgeschichte erwartet, mit einer langsamen, gefühlvollen Annäherung der Charaktere, vor allem auch wegen Sawyers Vergangenheit. Doch bekommen habe ich ein Buch, das sich in meinen Augen vor allem um die sexuelle Anziehung der Charaktere gedreht hat. Hier haben mir persönlich einfach das Kennenlernen und die Zeit, die man miteinander verbringt, gefehlt. Ja, es gibt Szenen wo sie sich emotional näher kommen, aber schnell, in meinen Augen zu schnell, endet es doch wieder in körperlicher Anziehung. Insgesamt ging es mir einfach zu schnell mit Sawyer und Finn, vor allem wenn man ihre isolierte und gewalttätige Vergangenheit betrachtet.

 

Bereits auf den ersten Seiten zeigt sich, dass Sawyer eine schwierige Zeit in ihrem Elternhaus erlebt hat und auch wenn jeder unterschiedlich mit körperlicher Gewalt umgeht und diese verarbeitet, so haben mir doch die Tiefe und die psychologische „Realität“ gefehlt. Es war für mich einfach nicht realistisch dargestellt und beschrieben und ich hatte das Gefühl, als ob die Autorin eine Tatsache (Gewalt in der Familie) in den Raum geworfen hat, ohne die daraus resultierenden Folgen authentisch zu betrachten bzw. darzustellen. Auch finde ich es sehr fragwürdig, dass eine versuchte Straftat keine strafrechtlichen Konsequenzen nach sich zieht, mehr kann ich hier leider nicht sagen bzw. schreiben ohne zu spoilern. Zudem finde ich es sehr schade, dass Safer-Sex kein Thema ist.

Wiederholt habe ich Szenen zweimal lesen müssen, da Sawyer z.B. erst ein Kleid, dann ein T-Shirt anhat, etc. und ich dachte, ich hätte etwas überlesen oder falsch verstanden. Und solche Szenen mit fehlenden oder falschen Infos gab es leider öfters.

 

Da dies ein zusammenhängender Zweiteiler ist, habe ich damit gerechnet, dass nicht alle offenen Fragen beantwortet werden, aber mit diesem Ende habe ich nicht gerechnet (Überraschung und Cliffhanger definitiv gelungen) und auch die zum Schluss (zusätzlich) aufgeworfenen Fragen sind mir irgendwann einfach zu viel geworden.

 

Insgesamt ging es mir einfach zu schnell zwischen den Charakteren so dass mir persönlich ihre authentische Annäherung gefehlt hat. An vielen, zu vielen Stellen, hätte ich mir mehr Seiten und dadurch auch mehr Tiefe gewünscht. Zudem haben mir so manche Themen bzw. Handlungen wie kein Safer-Sex, versuchte Straftat zieht keine strafrechtlichen Konsequenzen nach sich, etc., die einfach eine falsche Botschaft vermitteln, mehr als sauer aufgestoßen.

 

Der Schreibstil liest sich wirklich gut und die Seiten sind nur so dahingeflogen. Auch wollte ich wissen wie es mit den Charakteren weitergeht, aber mit viel mehr Tiefe und Gefühl hätte mich die Geschichte völlig erreichen können. So gibt es noch gute 3 von 5 Sternen und allein schon aufgrund der offenen Fragen werde ich auch Teil 2 lesen.

 

Fazit:

Ich bin mit den Erwartungen an eine ergreifende und tiefgründe Geschichte mit viel Gefühl an das Buch herangegangen und bin in dieser Hinsicht leider enttäuscht worden. Es ist auf jeden Fall gut geschrieben und die Seiten sind auch dahingeflogen, aber irgendwann wurde es einfach zu viel des Guten und die Geschichte hat ihr Potential (für eine tiefgründige Geschichte) leider nicht ausgenutzt, was ich sehr schade finde. Aber aufgrund der offenen Fragen werde ich wohl Teil 2 lesen müssen, damit meine Neugier befriedigt ist.