Rezension

Sehr vorhersehbarer Plot

Die Frau von Shearwater Island - Magali Robathan

Die Frau von Shearwater Island
von Magali Robathan

Bewertet mit 3 Sternen

Shearwater Island ist eine kleine Insel vor der englischen Küste. Die wenigen Bewohner sind eng miteinander verbunden und wissen fast alles voneinander. Sie sind eine eingeschworene, hart arbeitende Gemeinschaft und trotzen dem einsamen Inselleben. In den langen Wintermonaten bleiben die Bewohner unter sich, denn Touristen verirren sich zu dieser stürmischen Jahreszeit nicht auf die Insel. Da die Ferienhäuser auch nicht entsprechend ausgerüstet sind, stößt der Wunsch des Bestsellerautors Patrick, hier den Winter über seinen neuen Roman zu schreiben, auch auf spontane Ablehnung. Alice, die alleine in einem riesigen Farmhaus auf der Insel lebt, gelingt es allerdings, die anderen Bewohner davon zu überzeugen, dass Patrick den Winter auf der Insel verbringen darf. Er wohnt bei Alice auf der Farm. Der charmante Schriftsteller lebt sich schnell ein und genießt das Inselleben. Auch Alice blüht auf, denn endlich hat ihre Einsamkeit ein Ende. Vertrauensvoll weiht sie ihn in ihre Geheimnisse ein. Nicht ahnend, dass Patrick dadurch ihr ganzes Leben durcheinander bringen wird....

Der Einstieg in diesen Roman gelingt mühelos, denn die Autorin beschreibt die Insel und ihre Bewohner so intensiv, dass man alles lebhaft vor Augen hat und sich ganz auf die Handlung einlassen kann. Die Anzahl der Akteure ist überschaubar, da die Insel nicht gerade dicht besiedelt ist. Das gibt dem Ganzen allerdings eine sehr familiäre Note, sodass man sich die vielschichtigen Charaktere sehr gut vorstellen kann. Die Beschreibungen der Insel sind ebenfalls sehr gut gelungen, hier kann man beim Lesen beinahe den Wind auf der Haut spüren und die Geräusche des Meeres hören. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Dadurch fliegt man förmlich über die Seiten.

Die Geschichte der Frau von Shearwater Island ist eher ruhig. Nach und nach entdeckt man die Geheimnisse der verschiedenen Bewohner und lernt Alice, die Hauptprotagonistin, näher kennen. Leider wirkt sie auf mich nicht unbedingt sympathisch, sondern viel zu naiv und weltfremd. Bei manchen Handlungen konnte ich nur ungläubig den Kopf schütteln. Selbst wenn man hier entschuldigend anführt, dass Alice durch ihre aufkeimende Liebe zu dem Schriftsteller alles durch eine rosarote Brille sieht, kann man kaum glauben, dass man hier eine erwachsene Frau beobachtet. Der Plot ist, meiner Meinung nach, sehr vorhersehbar und dabei hatte ich nicht mal den ganzen Klappentext gelesen, der ja bereits andeutet, dass Patrick einen Verrat begehen wird. Bereits nach wenigen Seiten hatte ich mir ausgemalt, was genau passieren wird und wurde leider auch nicht vom Gegenteil überrascht. Denn alles kam genau so, wie ich es mir gedacht hatte. Die überraschenden Wendungen wirken außerdem sehr klischeehaft, denn hier werden sämtliche Register bedient, sodass auch diese "Überraschungen" den Spannungsbogen der Geschichte nicht erhöhen können.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen recht gut unterhalten. Nicht weniger, aber leider auch nicht mehr! Der Schreibstil und die Beschreibung der Insel und der unterschiedlichen Bewohner werden mir positiv in Erinnerung bleiben. Die Geschichte selbst hat mich allerdings sehr enttäuscht. Denn sie wirkte auf mich vorhersehbar und konnte mich in keinem Moment überraschen. Denn hier wurde wirklich jedes gängige Klischee bedient. Da ich das Buch innerhalb eines Tages durchgelesen habe und mich dabei nicht quälen musste, vergebe ich gnädige drei Bewertungssterne. Eine Leseempfehlung vergebe ich allerdings nicht, denn ich bin Meinung, dass man dieses Buch nicht unbedingt lesen muss.