Rezension

Sei du selbst.

The Ivy Years - Solange wir schweigen - Sarina Bowen

The Ivy Years - Solange wir schweigen
von Sarina Bowen

Bewertet mit 5 Sternen

„Es zeigte sich, dass nichts so sehr ablenkt und so anstrengend ist, wie jemanden ignorieren zu wollen.“

 

Eishockey ist eigentlich nicht kompliziert. Sollte es zumindest nicht sein, findet Michael Graham. Doch dann bringt das neuste Mitglied seines Teams sein Leben gehörig aus den Fugen, denn John Rikker ist nicht bloß einer früherer Freund und Schulkamerad, sondern er weiß auch etwas über Graham, was um keinen Preis an die Öffentlichkeit geraten soll. Sein Geheimnis könnte seinen Untergang bedeuten und so geht er Rikker aus dem Weg so gut es geht, wären da nur nicht diese alten Gefühle, die Graham so verzweifelt zu unterdrücken versucht und ihn immer wieder in Johns Nähe ziehen.

 

Nach „The Ivy Years 2 – Was wir verbergen“ ist das der dritte Band der Reihe von Sarina Bowen. Ich dachte kurioserweise, dass der zweite Band mich schon begeistert hat, doch im Vergleich mit diesem Band wirken viele für gut befundene Bücher auf einmal schal und langweilig. Man kann den Band auch gut ohne die Kenntnisse der anderen zwei Teile lesen, ich zum Beispiel kenne Band 1 nicht, liebe die Bücher dennoch und habe in keinster Weise das Gefühl, mir würden Informationen fehlen.

 

Das Cover ist klassisch hübsch und ist vom Stil her genau wie die anderen Bücher. Den Titel liest man in typischen Lettern, die man immer mit College-Jacken in Verbindung bringt und die Farbe der Blumendeko vor dunklem Hintergrund passt zu den anderen zwei Bänden. Rein optisch also eine wunderschöne Reihe zusammengehöriger Bücher, die rein zufällig auch noch unfassbar gute Geschichten beinhalten, was will man mehr?

 

In dieser Story geht es um Michael Graham und John Rikker, allerdings hat es mindestens bis zu Hälfte des Buches gedauert, bis ich deren Vornamen drauf hatte, weil, wie ich schon bei Teil 2 bemängelt hatte, alle Menschen meist nur mit Nachnamen angesprochen werden, als wäre es normal und selbstverständlich, das so zu tun, was es unter Sportlern ja vielleicht auch ist.

Beide erzählen jeweils abwechselnd aus ihrer Ich-Perspektive und das war extrem spannend zu verfolgen. Für mich ist es das erste Buch, in dem es um ein männliches, homosexuelles Paar geht, und ich war schlichtweg begeistert, an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben zu können, sodass es auf jeden Fall nicht das letzte Buch mit männlichen Protagonisten gewesen sein wird, an das ich mich heranwage.

Sprachlich ist das Buch typisch New Adult nicht besonders anspruchsvoll oder umständlich sondern leicht, umgangssprachlich und locker geschrieben, es liest sich quasi wie von selbst und es fiel mir sehr schwer, meinen Reader für die Nacht beiseite zu legen.

 

Wie bereits gesagt, ist das meine erste Begegnung mit zwei männliche Hauptcharakteren und ich bin mehr als positiv überrascht. Die beiden sind nicht so, wie man sich das typische Klischee-Paar vorstellt, der eine übertrieben männlich und der andere weiblich bis ins Mark. Zwar steht John zu seiner Sexualität und Michael hingegen gibt sich als hetero aus, dennoch wirken sie beide wie der normale Durchschnittskerl von nebenan, was wirklich angenehm ist. Keiner macht wirklich viel Drama und doch gibt es immer wieder große Gefühle und spannende Momente in der Geschichte.

 

John und Michael haben eine gemeinsame Vergangenheit, die zu Grahams Entschluss gefolgt hat, sich nicht zu outen. Doch insgeheim wusste er die ganze Zeit, dass Frauen nicht das sind, was ihn glücklich macht. Mit Rikker blüht er auf und dennoch versteckt er die Wahrheit, was in ihm einen inneren Kampf auslöst, der ihn immer mehr auslaugt und in ein emotionales Chaos zwischen Schein und Sein stürzt.

John hat es auch nicht viel leichter, gerade weil er geoutet ist. Viele seiner Mitspieler behandeln ihn wie einen von ihnen, aber es gibt genug, die miese Kommentare gegen ihn schießen und schwulenfeindliche Bemerkungen machen. Außerdem kränkt es ihn, dass Graham nicht zu ihm und vielmehr seiner wahren Sexualität steht.

Doch die Liebe der beiden war wunderbar und herzzerreißend zu gleich mitzuverfolgen. Ich finde nicht die richtigen Worte dafür, was das Buch mit mir gemacht hat, aber ich war zugleich aufgewühlt und begeistert, wie auch nachdenklich und betrübt. Es ist schade, dass man heutzutage, wo man doch meinen könnte, dass die Welt offener geworden ist, immer noch das Gefühl haben muss, sich zu verstecken und zu verstellen, weil man sich mit seinem wahren Selbst Feinde machen könnte. Umso schöner war es dann aber, zu sehen, wie die beiden Protagonisten sich ihren eigenen Weg miteinander gesucht haben.

 

Mein Fazit:
Ein außergewöhnliches Buch in jeder Hinsicht. Prickelnde Szenen, viel Gefühl und ein aktuelles, zum Nachdenken anregendes Thema kombinieren sich in diesem Buch, Sarina Bowen hat mich wirklich beeindruckt.

Lest dieses Buch, ihr werdet es lieben.