Rezension

Spannend, unterhaltsam und mit einer tollen Protagonistin gesegnet

Das falsche Blut -

Das falsche Blut
von Philipp Gravenbach

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Das falsche Blut" ist der zweite Teil einer geplanten Trilogie rund um die - im zweiten Teil - ehemalige Auftragskiller Ishikli Caner. Die ist mittlerweile als Agentin des deutschen militärischen Abwehrdienstes (MAD) tätig und in Paris untergetaucht. Doch mit dem Untertauchen ist das so eine Sache: Als nämlich ein kleines Mädchen auftaucht, dessen Mutter in einem Schusswechsel getötet wurde, wird Ishikli auf den Fall angesetzt. 
"Das falsche Blut" ist nicht nur das zweite Buch einer geplanten Trilogie, sondern auch erst der zweite (veröffentlichte) Roman - und Thriller! - von Philipp Gravenbach. 
Gravenbach schafft es, dass "Das falsche Blut" zwar eine Fortsetzung ist, aber dennoch auch dann sehr gut funktioniert, wenn man den Vorgänger nicht gelesen hat. Das schreibe ich aus eigener Erfahrung, denn ich habe "Der 8. Kreis" tatsächlich noch nicht gelesen, werde das aber definitiv nachholen. 
"Das falsche Blut" hat mir aus verschiedenen Gründen gefallen: Zum einen gefällt mir die Heldin des Thrillers. Ishikli Caner war mir sofort sehr sympathisch. Sie hat einerseits aufgrund ihrer bisherigen Lebensweise eine harte Schale, andererseits ist sie sehr menschlich - ein bisschen wie zum Beispiel Ellen Ripley aus den "Alien"-Filmen oder Furiosa aus "Mad Max: Fury Road". 
Mir hat auch sehr gefallen, dass Philipp Gravenbach so schreibt, dass ich oft vor meinem inneren Auge einen Film laufen hatte. Tatsächlich kann ich mir durchaus vorstellen, mir eine Serie oder einen Film rund um Ishikli Caner anzusehen. 
Auch die Nebenfiguren sind stark. Da gibt es Hauptkommissar Meissner, der nebst Kollegin Yvonne Cassel zum Mordschauplatz gerufen wird und mit ihr gemeinsam versucht, aus dem Mädchen schlau zu werden. Außerdem gibt es mit Vincent und Gislayne O'Connor sowie deren Boss Ikarus interessante Antagonisten. 
Mir persönlich hat auch gefallen, dass ganz reale Missstände, wie zum Beispiel Menschenhandel, moderne Sklaverei mitten in Europa und so weiter, sehr unterhaltsam und ohne erhobenen Zeigefinger in die Story eingeflochten wurden.
Vor allem aber stimmt das Tempo. Der Thriller lässt sich super lesen und mir fiel es teilweise schwer, ihn beiseite zu legen. "Das falsche Blut" ist ein Pageturner im wahrsten Sinne des Worte.
Es gibt einzelne Schwächen: Teilweise hätte ich mir etwas mehr Details gewünscht. Bei einem Thriller sind mir Tempo und Spannung sehr wichtig. Ich muss also nicht seitenlange Charakterisierungen oder Proust'sche Detailverliebtheit geboten bekommen, aber manche Interaktionen hätten für mich mit etwas mehr Hintergrund-Informationen besser funktioniert, weil sie mehr Sinn ergeben hätten. Zudem hat mich persönlich gestört, dass Wörter kursiv geschrieben wurden, um Betonungen zu verdeutlichen. Das ist ein Mittel, das ich generell nicht besonders mag. 
Alles in allem wurde ich aber super unterhalten. Ishliki Caner ist eine tolle Protagonistin, das Tempo ist rasant und auch wenn es zum Ende hin die Action nicht allzu realistisch ist, hatte ich einen Riesenspaß bei der Lektüre - und im Finale erfährt man sogar, was es mit dem falschen Blut auf sich hat.