Rezension

Spannende Idee mit Schwächen in der Umsetzung

Tristan Mortalis -

Tristan Mortalis
von Melissa C. Hill

Bewertet mit 3 Sternen

Bene, Alice, Claire, Damian und Michael alias "Tristan" sind beste Freunde und der harte Kern der Theater AG der Schule. Nach dem Abitur und der letzten Aufführung von "Tristan und Isolde" feiern sie mit ihren Klassenkameraden Abschied im alten Bootshaus von Claires Familie, bevor jeder in sein neues Leben aufbricht. Einige Monate später wird eine Leiche im nahen Moor gefunden, die das Tristan-Kostüm trägt, und Bene, Alice, Claire und Damian kehren voller Sorge in ihren Heimatort zurück. Als feststeht, dass es sich bei dem Toten tatsächlich um Tristan handelt, möchten die Vier herausfinden, was in der Partynacht damals geschehen ist. Wurde Tristan ermordet oder gab es einen tragischen Unfall? Jeder der Vier hat Erinnerungen an diesen Abend, die er bisher vor den anderen verborgen hat, und die nun wieder ins Bewusstsein drängen.

Obwohl einige Wendungen der Handlung sehr vorhersehbar sind, bleibt die Geschichte dennoch bis zum Schluß spannend. Das liegt daran, dass die Verflechtungen der vier Freunde in die Geschehnisse der Partynacht geschickt konstruiert sind und nach und nach zutage treten. Hierin liegt die große Stärke des Romans. Bene, Alice, Claire und Damian sind glaubhaft gezeichnet, was auf die Nebencharaktere Eske, Nils Lehmann und Emilia Lehmann leider gar nicht zutrifft. Diese sind eindimensional und überzogen geraten, und wirken sich negativ auf den Gesamteindruck des Krimis aus. Ein weiterer Schwachpunkt ist, dass der Sprachduktus einzelner Personen nicht passend gewählt ist. Das größte Problem bei diesem Buch ist für mich, dass die Handlung zu viele Fehler in der Logik aufweist. Nur weil eine angeblich uralte Moorleiche gefunden wurde, ruft Damians Oma ihn mitten in der Nacht an? Wie kann man eine Moorleiche, die gerade mal 8 Monate dort lag und in billige Köstüme aus dem Schulfundus gekleidet ist, ernsthaft mit einem jahrhundertealten Ritter verwechseln? Sämtliche Medien berichten überregional, aber der lokale Imbissbesitzer Nika weiß nichts von Tristans Tod? Wieso zweifeln die vier noch auf der Trauerfeier daran, dass der Tote Tristan ist? Ein Abiturient sollte wissen, dass Tote per DNA-Abgleich identifiziert werden. Im Zeitalter von Internet ist es auch unglaubwürdig, dass die vier im Laufe der Geschichte immer nur einzeln und zufällig auf Neuigkeiten zum Fall in den Medien stoßen.

Wirklich nachdenklich gestimmt hat mich das Ende der Geschichte, und ich muss gestehen, daß ich das Buch mit einem sehr unguten Gefühl geschlossen habe. Da ich nicht spoilern möchte, kann ich hier nicht näher darauf eingehen.

Insgesamt ein spannender, sehr unterhaltsamer und im Kern raffiniert konstruierten Roman mit deutlichen Schwächen in der Logik und Figurenzeichnung und einem Ende, das viel Anlass zu Diskussionen bietet.