Rezension

Spannender Auftakt um eine Hotelierfamilie

Palais Heiligendamm - Ein neuer Anfang -

Palais Heiligendamm - Ein neuer Anfang
von Michaela Grünig

Bewertet mit 5 Sternen

1912: Die Familie Kuhlmann betreibt ein Hotel in Heiligendamm und sie haben damit noch Großes vor. Sie möchten dem berühmten Grand Hotel Konkurrenz machen. Sohn Paul ist zwar schon in die Geschäftsführung eingearbeitet, doch sein Herz schlägt heimlich für die Musik. Stattdessen brennt seine Schwester Elisabeth darauf im Hotel arbeiten zu dürfen und zeigt durchaus kaufmännisches Geschick. Doch es stehen schwere Zeiten bevor. Und um das Hotel zu retten, sieht sich Vater Kuhlmann gezwungen Julius Falkenhayn einzustellen, der so ganz eigene Ansichten vom Hotelbetrieb hat...

Das Buch wird aus drei Perspektiven erzählt, die ich alle gleichermaßen spannend und mitreißend fand. Zum einen lernen wir die starke Elisabeth kennen, die weiß was sie will und große Leidenschaft für ihr Familienhotel empfindet. Und sie lässt sich von ihrem Interesse für das Hotelgeschäft von nichts abhalten, auch wenn ihre Eltern sie lieber mit einem vermögenden Mann verheiratet sehen würden. Als dann Julis Falkenhayn im Hotel auftaucht, sieht sie in ihm erstmal eine Gefahr für "ihr" Hotel. Dennoch muss sie sich mit der Zeit eingestehen, dass ihr Julius nicht gänzlich egal ist. Das Zusammenspiel zwischen Elisabeth und Julius fand ich unterhaltsam und emotional beschrieben. Ich habe mit beiden bis zum Schluss mitgefühlt.

Doch richtig mitgelitten habe ich mit Paul und dem Kellner Robert. Paul ist zwar für die Geschäftsleitung des Hotels vorgesehen, doch wirkliche Leidenschaft kann er dafür nicht empfinden. Es ist eher eine Pflicht für ihn. Sein Herz schlägt für die Musik und dadurch kommen sich auch Paul und Robert langsam näher. Aus guten Freunden wird irgendwann mehr und die beiden stecken zwischen Glücksgefühl, Liebe und schlechten Gewissen fest. Denn für die damalige Zeit stand das Ausleben ihrer Liebe unter Strafe. Vor allem Pauls Gedankengänge und Qualen zu lesen hat mich tief berührt und getroffen. Ich habe mit beiden total mitgelitten, gefühlt und fand ihre Beziehung toll und mitreißend erzählt.

Aber auch Minna ist mir total ans Herz gewachsen. Sie bietet als Dienstmädchen im Pailais den genauen Kontrast zum Leben der Familie Kuhlmann. Minna hat das Herz am rechten Fleck und muss im Laufe der Geschichte so einige schwierige und gefährliche Dinge erleben. Dennoch verliert sie nie ihren Mut und hat mich mit ihrer herzlichen und loyalen Art tief beeindruckt,

Ich finde die drei Erzählperspektiven sehr gut gewählt, da sie alle auf ihre Art spannend sind und das Geschehen im Hotel gut widerspiegeln. Aber auch das aktuelle Weltgeschehen der damaligen Zeit wird in dieser Geschichte gut eingebunden, so dass einem als Leser genau die richtige Mischung zwischen Fiktion und historischen Fakten geboten wird.

Der erste Band endet mit einer starken (fast filmischen) Szene, so dass ich schon jetzt sehr gespannt bin wie es mit Familie Kuhlmann im zweiten Band weiter geht. Wer gern spannende Familiensagen liest, sollte unbedingt einen Abstecher im Pailais Heiligendamm machen.