Rezension

Spicy

I’m a Fan
von Sheena Patel

Bewertet mit 4 Sternen

In „I’m a Fan“ von Sheena Patel begleiten Lesende die namenlose Ich-Erzählerin, die in einen Mann verknallt ist, der mit der Frau schläft, von der sie besessen ist. Klingt absurd? Das ist das Buch auch, aber auf eine gute Weise. Die Beziehung bzw. Affäre der Ich-Erzählerin und dem ebenso namenlosen Mann ist toxisch. Gleichzeitig ist aber auch die Ich-Erzählerin in einer weiteren Beziehung.

Der Roman kommt mit vielen kurzen Kapiteln aus, die alle sehr humorvolle Titel tragen. In der Handlung geht es um eine ganze Reihe von Themen. Patel schafft es, sie alle sehr gut zu integrieren. So handelt das Buch von weißem Feminismus, Klassismus, Machtverhältnisse in Beziehungen, performativen Aktivismus und Social Media. Die Erzählerin reflektiert sehr gekonnt über eben jene Themen und zieht einen beim Lesen in ihren Bann, auch wenn das Buch oftmals ein großes Unbehagen auslöst, wenn man die Erzählerin bei ihrer Besessenheit begleitet. Gepaart ist das ganze mit teilweise vulgärer Sprache und spicy s3xszenen.

Die Frau, von der die Erzählerin besessen ist, steht für den Inbegriff des Girlboss Feminismus. Sie hat ein eigenes Online-Business, ein clean eingerichtetes Haus und verlinkt Prominente und Gleichgesinnte auf Instagram, wo sie ihren exklusiven Lebensstils mit all ihren Fans teilt und feiert. Und auch der Mann, mit dem die Erzählerin gerne zusammen wäre ist sehr privilegiert. Als Künstler hat auch er viele Fans. Die Erzählerin ist das alles nicht, muss mit Geld haushalten und hat keine Fans. Patel verwebt viele aktuelle Diskurse in einer sehr ungewöhnlichen Geschichte.

Für mich war es eine tolle, interessante und humorvolle Lektüre