Rezension

FANatisch

I’m a Fan
von Sheena Patel

Bewertet mit 3.5 Sternen

"I’m a fan" erzählt von einer jungen Frau, die sich in eine ausweglose Nicht-Beziehung verrennt. Die sich durch einen Mann den Zugang zu Privilegien erträumt, die ihr bisher verschlossen blieben. Die wütend ist und eifersüchtig und manipulativ und die immer wieder scheitert. Ein spannendes Thema, getrieben und überspitzt erzählt!

In meist kurzen, zeitlich ungeordneten Kapiteln, die entfernt an Tagebucheinträge oder einen stream of coconsciousness erinnern, berichtet uns die namenlose Erzählerin aus ihrem Leben. Und das dreht sich in erster Linie um „den Mann, mit dem sie zusammen sein will“.

Neben der Besessenheit von diesem älteren, sehr berühmten und verheirateten Mann, der sie mit einer Mischung aus Zuneigung und Abweisung in die Verzweiflung treibt, versteift sich die Erzählerin auch noch auf eine andere Frau, die ebenfalls eine Affäre mit „dem Mann, mit dem sie zusammen sein will“ hat. Die ist nicht nur reich und weiß und gutaussehend, sondern auch noch erfolgreich und auf Instagram extrem präsent. Mit einer Mischung aus Eifersucht und Wut auf deren angeborene Privilegien und die Masse der Follower, die von Gemüse bis Kunst alles abfeiern, was sie teilt, schreibt sie sich in diesem Roman quasi den Frust von der Seele. Und das sind auch mit Abstand die besten Stellen des Romans! Die Bissigkeit und die Wut mit der sie Gesellschaft, Kapitalismus und Social Media kritisiert, sind on point.

Aber Achtung: Die Erzählerin ist keineswegs liebenswert und kann mit ihren Obsessionen und ihrem absurden Verhalten auch den Leser in den Wahnsinn treiben. Sie belügt sich selbst, und weiß es eigentlich. Sie ist richtungslos und nur ambitioniert, wenn es darum geht, „dem Mann, mit dem sie zusammen sein will“ zu treffen. Sie verhält sich wie ein liebeskranker Teenager und ist doch schon erwachsen. Ich fand das spannend zu lesen, doch das geht bestimmt nicht jedem so.

Schade fand ich allerdings, dass der Roman gegen Ende etwas ausblutet. Das Setting ist so schön absurd und spitzt sich Anfangs noch zu, aber gegen Ende hat mir etwas gefehlt. Man wartet vergeblich auf einen Höhepunkt. Auf einen Abschluss, einen Knall, eine Veränderung. Doch das kommt nicht, und so hat mich das Ende mit einem Gefühl von „und nun?“ zurück gelassen.

Wer einen schonungslosen, unversöhnlichen Roman über eine absurde Drei- oder Vier- oder Fünfecksgeschichte lesen möchte, der nicht mit Gesellschaftskritik aus POC-Sicht spart, der sollte hier trotzdem zugreifen.