Rezension

Subtile Spannung bis zum Ende

Friedhof der Kuscheltiere - Stephen King

Friedhof der Kuscheltiere
von Stephen King

Bewertet mit 4 Sternen

Jeder, der schonmal ein Haustier begraben musste, kennt das Gefühl: Man findet sein Meerschweinchen bewegungslos im Käfig und ein Grauen überfällt einen. Ekel, es zu berühren. Und manchmal, wenn ein lebendes Tier regungslos daliegt, so tief schläft, dass man nicht einmal seine Atemzüge sieht, dann überfällt einem das gleiche Grauen. Wenn man das Tier berührt, die Haut zucken sieht und sich der geliebte Kater im Schlaf ein wenig rührt, ist das Gefühl verschwunden.

Doch genau dieses kurze Unbehagen fängt King in diesem Roman ein. Selbst in den glücklichsten Szenen der Handlung ist es da. Es ist eine unterschwellige Spannung, die einen packt und nicht mehr loslässt. Die Geschichte an sich entwickelt sich langsam. Es werden quantitativ vermutlich mehr belanglose, glückliche Augenblicke geschildert als furchtbare oder bedeutungsvolle. Doch alles gehört zum Bild dazu. Kleine Vorzeichen und Dissonanzen machen die Idylle fast unerträglich. Das Seltsame ist, dass die Spannung schwieriger auszuhalten ist als tatsächlich weiterzulesen. Aber glücklicherweise lässt sich dieser King schnell lesen.

Kurz gesagt: Wie immer erweist sich King hier als Meister des psychologischen Grauens. Er lässt Grenzen zwischen Realität und Visionen, zwischen Verstand und Intuition verschwimmen. Eindeutig ein Klassiker und dabei ein klassischer King-Roman.