Rezension

Südfrankreich, Sommer, Sonne, Mord und Höhlenmalerei

In tiefen Schluchten - Anne Chaplet

In tiefen Schluchten
von Anne Chaplet

Bewertet mit 5 Sternen

Das Cover ist eher unauffällig. Es wirkt wie eine Landschaft an einem schönen warmen Sommertag. Der Titel des Buches „In tiefen Schluchten“ sowie der Name des Autorin „Anne Chaplet“ kommen im Himmel gut zur Geltung, wirken bedrohlich und nehmen mehr als die Hälfte des Cover ein. Ein Cover, dass eher zu einem Reiseführer als zu einem Krimi passen würde, an dem man leicht vorbei sehen kann. Nur der bedrohlich dunkle Kreis im Himmel des Landschaftsbildes fällt einem sofort ins Auge.
Am Anfang des Krimis lernen wir Tori Godon, eine 42-jährige ehemalige Anwältin kennen, die gerade ihren Ehemann Carl verloren hat. Sie ist auf der Suche nach neuen Aufgaben und folgt den Spuren von Carls hugenottischen Vorfahren, wie sie es gemeinsam geplant hatten. Doch die Trauer setzt ihr sehr zu. Dann verschwindet der Mieter ihrer Freundin Eva, ein holländischer Höhlenforscher namens Adriaan aus Rotterdam, spurlos. Tori ist beunruhigt und sieht sich in der Gegend um, wo der Holländer seine letzten Aufzeichnungen gemacht hat. Es ist das Gebiet Gorges de l’Ardèche und zwar Grotte des Huguenots, Pont d’Arc und Grotte Chauvet. Tori spricht mit der Polizei und dem alten Didier, doch keinen kümmert das Verschwinden des Holländers. Erst nach zwei Wochen, als der alte Didier tot aufgefunden wird, sucht Tori, die jetzt stolze Hundebesitzerin ist, intensiv nach dem Holländer. Sie begibt sich mit July, ihrem Hund, auf die Suche und wird von einer Spiegelung angezogen. Tori fällt in eine Schlucht ausgerechnet Adriaan, dem Holländer, wie man so sagt, vor die Füße. Da sie sich nicht selber befreien kann, holt ihr neuer treuer Freund July Hilfe. So wird Adriaan noch in aller letzter Minute gerettet und kann genesen. Anschließend erledigt Adriaan seinen Auftrag und legt Blumen ans Grab der Freundin seines Großvaters.
Bei der Aufklärung der Todesfälle, Morde oder Unfälle an Didier, seinem Neffen und der Apothekerin stoßen wir mit Tori immer wieder auf die Geschichte des Dorfes im Krieg, die Schande, über die keiner der Dorfbewohner reden will. Zum Schluss erfahren wir mit Tori vom Polizeichef, was sich zugetragen hat, die Schande, die alle vergessen wollen.

Die Landschaft um das kleine südfranzösische Bergdorf Belleville ist wunderschön beschrieben mit dem Café, den Geschäften und den Menschen. Die Beschreibung von Toris Marktbesuch ist so lebendig geschildert, dass ich förmlich die Gerüche von Flieder und Jasmin sowie Obst, Gemüse und Käse riechen kann. Genau diese Stimmung stellt man sich als Deutscher vor, wenn man diese wilde und urwüchsige Landschaft besuchen würde. Es gibt hohe Berge, schroffe Felsen, tiefe Schluchten, wilde Flüsse und Höhlen mit wunderschönen Malereien, die magische Kräfte versprühen. Die Menschen sind verschlossen und es ist schwer, dort heimisch zu werden, aber es würde sich lohnen. Genau der Ort um abzuschalten, nachzudenken und neu anzufangen.

Der Schreibstil ist sehr angenehm, flüssig und spannend. Die Charaktere und ihre Eigenarten sind sehr gut beschrieben. Mit der Beschreibung von July hat sich die Autorin viel Mühe gegeben und July in ein sehr positives Licht gesetzt, was mir gut gefallen hat. Die Landschaft und Handlungsorte wurden sehr bildlich dargestellt, so konnte ich mit Tori die tolle Landschaft genießen und der Handlung folgen. Sehr gerne würde ich weitere Bücher der Autorin lesen.

Der wunderbare Krimi, der im schönen Südfrankreich spielt, ist sehr informativ und hat mir sehr gut gefallen, da die Autorin viel Wert auf die Beschreibung der Landschaft, der Menschen und der französischen Lebensart gelegt hat. Es ist halt kein Fall in dem ein Mord gelöst werden muss. Es geht einfach mal um die Dorfbewohner mit ihren alten überlieferten Geheimnissen, ihren Problemen und der Vergangenheitsbewältigung. Ihrer Schande, die sie bis heute teils verdrängt haben oder in Vergessenheit geraten ist, bis alles durch das Recherchieren von Tori ans Licht kommt.