Rezension

Tolle Idee, Plot nicht immer mein Fall

Gork der Schreckliche - Gabe Hudson

Gork der Schreckliche
von Gabe Hudson

Bewertet mit 3 Sternen

Gork ist ein junger Drache und Kadett der WarWings Akademie. Zum Krönungstag muss er sich eine Königin suchen, die nach Akzeptanz der ihr angebotenen Krone mit ihm ins All rausfliegt, um Planeten zu erobern und Nachkommen zu zeugen. Gork hat es sich in den Kopf gesetzt, Runcita, Jahresbeste und in seinen Augen die großartigste Drachin der gesamten Akademie zu bitten, seine Königin zu werden. Doch leider hat Gork den Status „Kuschelbär“, ist weit davon entfernt ein ansehnlicher Drache zu sein, hat die kleinsten Hörner und generell nicht viel Glück bisher im Leben. Dass es vorkommt, dass eine Drachin einen unliebsamen Bewerber einfach tötet und Gork versklavt wird, falls keine Drachin seine Krone akzeptiert, macht die ganze Angelegenheit auch nicht leichter. Und wo steckt eigentlich sein Opa Dr. Schrecklich?

Gork ist für mich wie Koriander. Entweder man liebt es oder man hasst es. Oder aber, man braucht nur ab und an eine kleinere Prise davon. Und auch wenn ich Koriander absolut liebe, so trifft das auf Gork nicht zu. Hasse tue ich die Geschichte jedoch auch nicht. 
Ich habe nur den auf der Rückseite abgedruckten Text überflogen und fand diesen zwar sehr knapp, aber auch sehr ansprechend. In meinem Kopf entstand ein Bild von einem süßen kleinen Drachen, der ein hoffnungsloser Romantiker ist und auf der Suche nach der wahren Liebe dem Leser ein paar nette Stunden bereitet. Hätte ich doch nur den Klappentext auch noch gelesen!
So wurde ich ganz schnell aus der romantischen Vorstellung eines Drachen im mittelalterlichen Settings gerissen, den schwupps befand ich mich im Weltall wieder und flog nach Blegwesia, dem Planeten der Drachen, auf dem die WarWings Akademie zu finden ist. 
Raumschiffe, Roboter und fortgeschrittene Technologie sind nicht gerade Elemente, die man mit Drachen verbindet. Und nach einem ersten kleinen Schock fand ich genau diese Elemente wahnsinnig spannend. Alte Muster – in diesem Fall die Darstellung von Drachen – zu durchbrechen finde ich generell sehr interessant. Der Autor ist mit diesem Buch tatsächlich ein Wagnis eingegangen und hat seine sehr innovativen Ideen bis zum Ende hin durchgezogen. Toll, dieser sehr frische Wind im Fantasygenre!
Doch auch wenn ich diese wirklich neue Umsetzung sehr gelungen fand, so hatte ich auch meine Probleme mit dem Buch. 
Angefangen mit Gork, der eben so überhaupt nicht meiner sehr naiven Vorstellung entsprach und mir leider auch im weiteren Verlauf der Geschichte nicht ganz ans Herz wuchs. Mein Hauptproblem jedoch ist die eigentliche Handlung. An sich könnte man den gesamten Plot des Buches problemlos auf gerade einmal 5-10 Seiten reduzieren. Doch der Autor bauscht unheimlich viele Kleinigkeiten auf, dass das Buch knapp über 400 Seiten lang ist. Verschwendete Lesezeit würde ich es nun nicht nennen, dafür fand ich zu viele Szenen und Passagen, die eigentlich unwichtig waren, viel zu amüsant. Doch an sich fliegt Gork circa 380 Seiten lang nur durch die Gegend, um Runcita aufzuspüren und gerät dabei in brenzlige und heikle Situationen. Ich habe lange überlegt, ob ich das nun einfach grandios, oder vollkommen überzogen finden sollte. Vor allem zum Ende hin war ich dann doch ziemlich genervt von dem Katz-und-Maus-Spiel und hätte mir entweder einen weiteren spannenden Handlungsstrang oder die Kürzung oder Streichung mehrerer Szenen gewünscht. 
Das Ende hingegen fand ich wieder einfach toll und absolut passend. Auch ließ mich dieses etwas versöhnt und mit einem guten Gefühl im Leserherz zurück. 
Der Schreibstil ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Viele Geräusche wurden ausgeschrieben, etliche Beschreibungen immer und immer wieder verwendet was auf Dauer immer mehr nervte. Die Länge der Kapitel variierten wirklich sehr von einer halben Seite bis hin zu normaler (10-20 Seiten) Länge. Das gefiel mir jedoch ganz gut, erhöhten diese abgehackten Kapitel durchaus die Spannung. Toll gemacht vom Autor!
Besonders gut gefallen haben mir die Kapitelüberschriften, die immer passend zum folgenden Kapitel waren und an sich schon sehr unterhaltsam klangen. 

Ich habe mich dafür entschieden, Gork 3 Sterne zu geben. Phasenweise hätte es einer sein können, dann jedoch wieder fünf. Die Bewertung dieses Buches ist mir sehr schwer gefallen, weshalb ich mich mit der Punktzahl für den Mittelweg entschieden habe. Eine wirkliche Empfehlung spreche ich an dieser Stelle nicht aus. Ein jeder Leser muss sich bei diesem Buch ganz besonders dafür oder dagegen entscheiden. 
Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass mir die Lektüre durchaus Spaß bereitet hat, ich die Geschichte unterhaltsam fand, jedoch phasenweise einfach zu abstrus. Die so tolle und neuartige Darstellung von Drachen finde ich einfach großartig!