Rezension

Toller Einblick in eine fremde Welt

Unverfrorene Freunde - Klemens Pütz, Dunja Batarilo

Unverfrorene Freunde
von Klemens Pütz Dunja Batarilo

Bewertet mit 5 Sternen

Freunde zu haben ist schon was tolles und wenn es sich dabei auch noch um tierisch(e) komische Typen handelt, umso besser! Klemens Pütz hat sich der Meeresbiologie verschrieben und beschäftigt bzw erforscht sich seit Ende der 80er-Jahre die 18 verschiedenen Pinguinarten, die sich auf unserer südlichen Erdhalbkugel tummeln.
Zu seinem "Forschungsobjekt" kam er wie die Jungfrau zum Kinde - ein glücklicher Zufall wollte es, dass vor rund 30 Jahren ein anderer Forscher kurzerhand nicht zu einer Expedtion antreten konnte und da Pütz zu dieser Zeit bereits eine Lehre als Tierpfleger intus hatte, sprich, erfahren im Umgang mit großen Tieren war, wurde er kurzerhand gefragt, ob er Zeit und Lust hat - klar hatte er!  Seitdem ist er jedes Jahr für mehrere Monate unterwegs, von der Antarktis  nach Feuerland, den Falklandinseln und mal Richtung Neuseeland und den Crozetinseln, um am Leben der Pinguine teilzuhaben, zu forschen, aber auch, um Interessierte und Touristen behutsam an die Tiere heran zu führen und vorallem, die Menschen über die Tiere, ihre Bedürfnisse und Ihren Lebensraum aufzuklären.
In all den Jahren sind ihm diese speziellen Vögel, die zwar nicht durch die Luft fliegen können, dafür aber umso schneller und wendiger im/unter Wasser sind, (immerhin verbringen sie 70 Prozent ihres Lebens im Meer) sehr an´s Herz gewachsen und durften sogar als fracktragende Hochzeitsgäste auf den Falklandinseln fungieren, dabei ist ihr Betragen untereinander oftmals eher von Ignoranz geprägt oder recht ruppig, es kommt sogar regelmäßig zu Prügeleien, Prostitution, Diebstahl und Ehebruch - Ade, du sentimentale Idealwelt, der Pinguin passt da irgendwie nicht so recht hinein! ;-)
Als Eltern jedoch sind Pinguine sehr fürsorglich und es herrscht bei den Tieren Gleichberechtigung, was die Aufzucht und Versorgung des Kükens angeht, das Wohl des Kleinen steht an oberster Stelle, denn wenn eins aus diesem Sachbuch klar hervorgeht, dann, dass der Pinguin und sein Umfeld immer mehr durch den Menschen und dessen katastrophalen Umgang mit seiner Umwelt, den Tieren bei der Aufzucht und Futterbeschaffung für die Küken, das Leben mittlerweile zur Hölle gemacht wird. Pinguine unterliegen bei der Mauser, der Paarung, Nestbau und Küken-Aufzucht einem straffen Zeitfenster, dass sich bei kleinsten Abweichungen bzw durch das Eingreifen des Menschen in die Umwelt, immer mehr für diese hochspezialisierten Vögel auf Dauer zu schließen droht.  Um den Tieren zumindest einen kleinen Lebensraum zu lassen, hat sich Klemens Pütz mit ein paar anderen sehr engagierten Tierfreunden zusammengetan und sie haben den "Antarctic Research Trust" gegründet, der ein paar Inseln bei den Falklands gekauft hat, auf dem sich die Bestände hoffentlich halten und erholen können.
Auch wird eindringlich auf die Verschmutzung und das leerfischen der Meere eingegangen, unter dem nicht nur die Pinguine, sondern alle Meeresbewohner und auch sehr viele Seevögel zu leiden haben. Letztlich betrifft dieser Raubbau an der Natur uns alle, inkl. dem Menschen, der sich durch sein egoistisches und geldgeiles Verhalten den eigenen Lebensraum zu Wasser und auch zu Land zerstört.
Ich habe dieses Buch ratzfatz durch gehabt, Pütz schreibt in einem sehr verständichen, aber auch humorvollen Stil, der sich gut lesen lässt, ohne dabei mit dem erhobenen Zeigefinger zu drohen.  Auch seine Art, dem Leser "seine" Pinguine näher zu bringen, macht einfach nur Spaß, abgerundet wird das ganze mit tollen Fotos von seiner Arbeit mit den Tieren und den beeindruckenden Gegenden, in denen die Tiere und andere Arten leben.  Ich war mir erst nicht sicher, ob das nicht zu theoretisch werden könnte, denn schließlich geht es hier um Wissenschaft, Daten auswerten und Statistiken, die einen Laien schnell überfordern können, aber man wird so schnell von diesen Tieren gefesselt, dass man dieses Buch auch Kindern ab 10 Jahren als Lektüre in die Hand geben kann, denn nur, wenn die Jüngsten Zusammenhänge erkennen und verstehen, können künftige Generationen auch aktiv was für den Arten- und Umweltschutz tun! (Habe das Buch bereits einer Freundin für ihre 11-jährige Tochter empfohlen, die Pinguine liebt.)
Das Buch gliedert sich in 3 Teile -> Pinguine an Land -> Pinguine im Wasser -> Welt im Wandel, Pinguine in Gefahr - 2 Karten, die die geographischen Lebensräume der Pinguine zeigen und diverse Tipps für weitere Infos/Bücher runden das Ganze ab.