Rezension

Überraschend guter Krimi!

Tödlicher Triumph - Ralf Kurz

Tödlicher Triumph
von Ralf Kurz

Bewertet mit 4.5 Sternen

Dieser Roman mit Gänsehautgarantie hätte ein besseres Drumherum mehr als verdient.

In seinem dritten Fall jagt Kriminalkommissar Bussard einen Serienmörder, der das Grauen wie ein Spiel inszeniert. Man ist sich sicher über die Identität des Mörders, doch dieser ist höchstens so greifbar wie Luft. Und seine Taten werden immer schrecklicher.

Ich hätte mir diesen Roman vermutlich nicht in der Buchhandlung ausgesucht, wenn ich ihn nicht gewonnen hätte. Und das wäre wirklich traurig gewesen! Der Einband fühlt sich zart und matt an, was mir persönlich sehr gefällt. Das Cover hat zwar eine Art Independent-Charme mit der Powerpoint-Schrift und der ganzen Bildkomposition, aber der Klappentext wirkt irgendwie nichtssagend. Man darf mich nicht falsch verstehen, denn ich mag ja, wenn nicht zu viel verraten wird und meine das auch gar nicht. Man garantiert jedoch "Hochspannung von der ersten bis zur letzten Seite", was wiederum nicht so nervig wäre, wenn man sich nicht die anderen Empfehlungen im Anhang des Buches anschauen würde. Es gibt insgesamt sieben Buchempfehlungen, und bei dreien findet sich derselbe schnöde Werbespruch von wegen Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. Hier also ein Tipp an den Verlag: Wie wäre es mit mehr Einfallsreichtum als Vorsatz für das Jahr 2014?

Ich will damit sagen, dass dieser Krimi als wirklich guter, wirklich spannender, gänsehautversprechender Roman auch ein entsprechendes Drumherum verdient hätte. Im Sinne von Vermarktung und Co.
Ich glaube jedoch, dass er das nicht unbedingt nötig hat, weil Tödlicher Triumph zumindest auf lovelybooks.de in aller Munde zu sein scheint. Und das mit einem überraschend positivem Ergebnis von nahezu voller Punktzahl (jedenfalls, als ich das letzte Mal hinsah).

Man wird direkt ins berühmt-berüchtigte kalte Wasser geworfen. Mag sein, dass man dadurch erst seine Zeit braucht, sich warm zu lesen. Ich selbst konnte erst ab etwa einem Drittel des Romans verschiedene Kollegen Bussards auseinander halten. Aber die sind ja auch nicht so wichtig wie er selbst.
Er ist ... speziell. Man meint, den Autor in ihm erkennen zu können, jedenfalls die fast poetisch niedergeschriebene Faszination der Musik gegenüber.
Bussard kann ein kaltblütiger Jäger böser Jungs sein. Doch mit seiner bodenständigen Art trägt er zumeist den weichen Kern spazieren. Er ist Kumpeltyp, Familienmensch und doch einsamer Wolf. Oder Vogel. Wie ein Bussard, der einsam durch die Lüfte segelt, um plötzlich mit erstaunlicher Präzision eine winzige Maus im Gestrüpp zu schnappen, mit Erfolg. Sein Name kleidet ihn perfekt. Fast schon zu perfekt.

Im Gegensatz zu gewissen "Thrillern", die einen eher gähnen als die Zähne klappern lassen, lässt dieser Roman einen zwischenzeitlich zittern. Die Nackenhaare sträuben sich. Und was die Schauderschublade sonst noch so hergibt. 
Kurz beschreibt Tatorte so detailliert, als würde er neben der Leiche im Wohnzimmer stehen. Man will möglicherweise nicht unbedingt, aber man kann nicht anders, als sich selber ebenso zu fühlen. Mit Kurz, Bussard und der Leiche im Wohnzimmer. Kein sonderlich romantisches Date. Ist ja auch keine Liebeskomödie.

Fazit: Ein nahezu perfekter Krimi. Mein erstes Highlight des Jahres.