Rezension

Unerwarteter Tiefgang

Sörensen hat Angst - Sven Stricker

Sörensen hat Angst
von Sven Stricker

Zum Inhalt:
Kommissar Sörensen lässt sich wegen seiner Angststörung von Hamburg in den kleinen Ort Katenbüll in Nordfriesland versetzen. Doch dort sind die Abgründe tiefer, als er es sich erträumte. Sörensen muss seine Angst bekämpfen, um den Dingen auf den Grund zu gehen, die dort nicht nur als Gülle das Klima vergiften.

Mein Eindruck:
Ich gestehe, dass ich bei Klappentext und Covergestaltung einen Heimatkrimi des üblichen Musters erwartet habe: Knorrige Typen, mehr oder weniger subtiler Humor, der „Fall“ eher Nebensache. Diese Erwartung wurde nicht erfüllt, enttäuscht bin ich dennoch nicht.
Sven Stricker gelingt das Kunststück, seine Figuren mit großen persönlichen Problemen auszustatten, aber diese (und die Geschichte) nicht von diesen Problemen erdrücken zu lassen. Sein kauziges Personal weiß ebenso in seiner bildhaften Schilderung zu überzeugen wie die Darstellung der örtlichen Gegebenheiten. Dem Lesenden kriecht die Kälte und Nässe ebenso in den Kragen wie er meint, die Angst Sörensens, die Verzweiflung der Opfer und die Mutlosigkeit zu spüren, die sich aus der Gemengelage ergibt. Kleine Sprenkel von friesisch-herber Komik bilden dabei einen hilfreichen Kontrast zu der trostlosen Grundstimmung und sorgen für den Hoffnungsschimmer in einer tieftraurigen Geschichte.
Zwar ist Katenbüll am Ende von Sörensens ersten Tagen um einige Einwohner ärmer, der Autor hat jedoch während des Krimis unauffällig weitere Baustellen geöffnet, die auf mehr Einsätze des Teams in Deutschlands Norden hoffen lassen.

Fazit:
Ein fantastischer Einstand mit Ernst und Spaß in perfekter Mischung