Rezension

vergnügliche Lektüre nicht nur für Kinoliebhaber

Eve -

Eve
von Amor Towles

Bewertet mit 4 Sternen

          Hollywood Ende der 1930iger Jahre, in den MGM Studios produziert David O. Selznick den Film "Vom Winde verweht". Evelyn Ross ist eine Schönheit aus dem Mittleren Westen. Diese junge, kühle Blondine "mit dem scharfen Blick eines Killers" trifft hier auf die ebenso noch junge Schauspielerin Olivia de Havilland, die durch den von Selznick produzierten Film später zu Weltruhm gelangen wird. Bis dahin ist Olivia, in Hollywood zwar schon ein Star, noch ein schüchternes, mageres, allzu braves Mädchen und die selbstbewußte Eve nimmt sie unter ihre Fittiche.

Hollywood ist auch in diesen Zeiten, in denen der Roman spielt, ein gefährliches Pflaster. In den Filmstudios, Bars und auf angesagten Partys wird mit harten Bandagen gekämpft. Klatsch und Tratsch und insbesondere die Boulevardjournalisten befeuern das Intrigenspiel um Macht, Reichtum und Glamour. Doch die Titelfigur Eve ist mit allen Wassern gewaschen. Sie behauptet sich in dieser Welt mit Hilfe eines abgehalfterten, ehemals sehr berühmten, älteren Schauspielers, der die Mechanismen der Filmindustrie bestens durchschaut, und mit Hilfe eines verwitweten Polizisten im Ruhestand. Der Roman beginnt mit einer Zugfahrt von New York über Chicago nach Los Angeles. Hier begegnen sich Eve und der Polizist im Ruhestand Charlie Granger, der besonders im zweitenTeil des Romans zum Einsatz kommt, denn hier entwickelt sich die Geschichte zu einem spannenden Krimi mit diversen Actioneinlagen.

In eleganter Sprache beschreibt Amor Towles mit ironischem Unterton den Kosmos der Reichen und Schönen, der abgebrühten Schlitzohren, der gescheiterten Existenzen, die sich nur noch durch kriminelle Machenschaften über Wasser halten können, der Stars und Starlets.

Mir haben die Dialoge zwischen Eve und ihren Gegenspielern, hauptsächlich Männern und Gaunern, die sich für besonders clever und hartgesotten halten, gut gefallen. Die geheimnisvolle Schönheit Eve, die aufgrund einer Narbe im Gesicht keine Aussicht auf eine Karriere in L. A. hat, erinnerte mich mit ihrer kühlen Intelligenz an die junge Lauren Bacall, die Philip Marlowe, gespielt von Humphrey Bogart, in "The Big Sleep" ordentlich den Kopf verdreht.

Sehr schön charakterisiert fand ich auch Olivia de Havilland, die "Dehavvy", die versucht, ihrem Image als braves Mädchen zu entkommen, durch ihre Rolle als Melanie in "Gone with the Wind" Anerkennung als ernsthafte Schauspielerin erlangt und doch ihre Wunschrolle der Königin Elizabeth in "Günstling einer Königin" Bette Davies überlassen muß.

Ein toller, sehr unterhaltsamer und vergnüglich zu lesender Roman, der nicht nur Cineasten gefallen wird. Ich vergebe 4 Sterne.