Rezension

Verloren & Gefunden

Noch so eine Tatsache über die Welt - Brooke Davis

Noch so eine Tatsache über die Welt
von Brooke Davis

Bewertet mit 5 Sternen

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Millie hat in ihrem kurzen Leben schon mehr erlebt, als manch Erwachsener verkraften würde. Und dann sagt ihre Mutter mitten im Kaufhaus zu ihr, sie solle dableiben und auf sie warten – und verschwindet. Millie wartet. Und trifft auf Karl, den Tasttipper. Die beiden beschließen, sie müssen Millies Mom finden …

 

Brooke Davis hat ein so wundervolles Buch geschrieben, dass ich ganz tief Atem holen muss, um die richtigen Worte zu finden. So traurig mich die Story immer wieder gemacht hat, so sehr hat sie auch mein Herz geöffnet, geweitet, mich glücklich gemacht, mich lachen lassen und mich in Millie, Karl und Agathe verlieben lassen. Sie schreibt auf einzigartige Art und Weise über Liebe und Verlust, über das Leben und die Verletzungen, die wir im Laufe unseres Lebens erfahren, über die Einsamkeit, die urplötzlich in unser Leben treten kann, über die Liebe, die alles leichter macht und die Kraft, die sie uns gibt.

 

Zunächst muss man sich ein wenig an den Stil gewöhnen, denn die direkte Rede gibt es nicht auf uns bekannte Art und Weise, sondern in Kursivschrift,  und vieles wird „aneinandergereiht heruntergeleiert“, aber genau das ist es, was die Geschichte dem Leser direkt unter die Haut treibt. Es ist, als wäre man mittendrin dabei und würde all das selbst erleben.

 

Wirklich alltäglich ist es nicht, was Millie da erlebt. Zugegeben, Karl ist ein besonderer Typ, den man nicht so oft finden wird. Besonders Agatha ist skurril – aber alle Protagonisten in diesem Buch sind so, wie das Leben sie gemacht hat. Wer garantiert uns, dass wir nicht im Alter etwas erleben, das uns zu einer Agatha werden lässt? Wie hätte Karl anders reagieren sollen? Ist es nicht wunderbar, dass das Schicksal eines kleinen Mädchens drei Menschen zusammenführt und ihnen schenkt, was sie verloren glaubten? So „unmöglich“, wie die Story auf den ersten Blick erscheint, so glaubwürdig ist sie nach ein paar Tagen.  Eine Mutter verlässt ihr Kind nicht! Wirklich? Mütter töten sogar ihre Kinder …!

 

Es fällt mir unendlich schwer, nicht zu viel vom Inhalt zu verraten, obwohl ich die Story jetzt einige Tage habe sacken lassen. Die Autorin hat mir ein Stück bei meiner eigenen Trauerbewältigung geholfen mit ihrer feinfühligen, zärtlichen Erzählung. Mit wenigen Figuren zeigt sie, wie vielfältig Trauer entstehen kann und wie außergewöhnlich ihre Blüten sein können. Aber sie zeigt auch, dass man über jeden Schmerz auch hinwegkommen kann, wenn man bereit ist, aktiv zu werden.

 

In all dies schleicht sich auch eine Spannung: was geschieht als nächstes? Finden die drei Millies Mom? Werden sie verhaftet? Überstehen die beiden Alten die Aufregung? Was wird aus den Dreien, wenn sie am Ziel ankommen?

 

Das Ende gefällt mir sehr gut, auch wenn es anders ist, als man wohl erwartet hätte. Doch es strahlt das aus, was wichtig ist: es geht weiter, es geht immer weiter. Egal, wie sehr uns etwas verletzt: das Leben geht weiter. Wie schön es wird, liegt an uns selbst! Hier möchte ich auch auf den Originaltitel hinweisen: Lost &  Found. Ich finde, er trifft den Inhalt des Buches sehr gut, auch wenn mir der deutsche Buchtitel ebenfalls gefällt.

 

Wer ein solches Erstlingswerk schreibt, der hat ein wahnsinns Potenzial – und ich bin gespannt, was ich von dieser Autorin noch zu lesen bekommen werde. Ja, die Messlatte liegt nun hoch, aber ich habe so das Gefühl, sie stellt neue Rekorde auf. Und ich stimme Ken Davis absolut zu: dieses Buch ist ein Meisterwerk! Für mich ist es ein Kleinod, ein Juwel, ein Ausnahmebuch im Meer der vielen Neuerscheinungen – ich liebe dieses Buch und es hat einen Platz in meiner Lieblingsbuchliste gewonnen. Bisher ist es außerdem mein Highlight des Jahres. Ganz ohne Frage: volle fünf Sterne, noch dazu frisch poliert und blitzeblank!

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Klappentext:

 

Wie man aus der Welt fällt und wieder ins Leben findet: die wunderbar komische, herzerwärmende Geschichte von Millie Bird und den zwei schrägen Alten Karl und Agatha.

 

„Was Trauer und Verlust bedeuten, davon erzählt Brooke Davis in einem ganz eigenen, originellen Ton. Einfach hinreißend.“ Kirkus Review

 

Buchbeschreibung:

 

Millie Bird ist sieben, als sie ihr erstes totes Ding findet, Rambo, ihren Hund. Von da an führt sie Buch über alles, was auf der Welt verloren geht: die Stubenfliege. Die Großmutter. Der Weihnachtsbaum. Darauf, dass sie auch ihren Dad in ihr Buch der Toten Dinge eintragen muss, war sie überhaupt nicht vorbereitet, und auch nicht darauf, dass ihre Mom sie im Kaufhaus stehen lässt und nicht wiederkommt. Karl ist siebenundachtzig, als sein Sohn ihn ins Altersheim bringt. Hier wird er nicht bleiben, denkt Karl, als er seinem Sohn nachschaut, und kurz darauf haut er ab. Erst mal ins Kaufhaus, bis sich was Besseres findet. Dort trifft er Millie. Agatha ist zweiundachtzig und geht nicht mehr aus dem Haus, seit ihr Mann gestorben ist. Halb versteckt hinter Gardine und Efeu, sitzt sie am Küchenfenster und beschimpft die Passanten. Bis das kleine Mädchen von gegenüber zurückkommt, allein Von Verlust und Trauer erzählt Brooke Davis in diesem berührenden Roman und zugleich von einem Abenteuer voll furiosem Witz: Wie drei, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aufbrechen, um Millies Mutter zu suchen, und dabei zurück ins Leben und die Liebe finden.