Rezension

Vom Glanz vergangener Jahrzehnte…

Dreimal im Leben - Arturo Pérez-Reverte

Dreimal im Leben
von Arturo Perez-Reverte

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt

 

Ein Leben, zwei Menschen, drei Begegnungen: Eine unerwartete voller Musik, eine zweite voller Misstrauen und eine dritte, Jahrzehnte später, die all das noch einmal aufwühlt. Verwoben zu einem komplexen Ganzen.

 

Maximo Costa ist ein Gentlemangauner der alten Schule. Als Eintänzer auf einem Ozeandampfer angeheuert, sieht er eine günstige Gelegenheit für einen neuen Coup, nachdem er das Ehepaar de Troeye kennen gelernt hat. Doch an Mecha de Troeye fasziniert ihn bald mehr als ihr wertvolles Perlencollier: Ihre elegante Schönheit, ihre Art zu tanzen und ihr herausforderndes Verhalten ziehen ihn unweigerlich in ihren Bann, obwohl es ihm erst gar nicht bewusst ist. In Buenos Aires kommen sie sich näher, doch Max kann nicht über seinen Schatten springen.
Und so ist ihrer beider Leben von verpassten Gelegenheiten, widrigen Umständen und gegenseitigem Misstrauen geprägt. Und von einer Liebe, die die Jahrzehnte zu überdauern scheint, selbst wenn sich so wenige Möglichkeiten bieten, sie auszuleben.

 

Meinung

 

Der Klappentext von Dreimal im Leben, so wenig er auch verrät, hat mich gleich gefesselt. Er fängt die Stimmung des Romans wunderbar ein, ohne in irgendeiner Weise zu spoilern. Dabei bietet das Buch viel mehr als eine Liebesgeschichte, die fast ein ganzes Jahrhundert umspannt. Es ist auch eine Geschichte über den Wandel der Zeit, sich rasch ändernde Gewohnheiten, Verhaltensweisen und Lebenseinstellungen, sehr gut veranschaulicht durch Max selbst.
Ich muss gestehen, anfangs brauchte ich etwas, um mit ihm warm zu werden. Aber die erste Distanz zu seinem Charakter legte sich recht schnell, je besser ich ihn kennen lernte. Als Mann, der das Risiko liebt, aber sich stets auf seine guten Manieren besinnt, wurde er mir von Seite zu Seite sympathischer, auch was seine nicht immer ganz eindeutigen Gefühle Mecha gegenüber angeht. Der Autor präsentiert dem Leser keine überschäumende Verliebtheit, die schnell in der einen großen Liebe mündet, sondern lässt sich erfreulich viel Zeit damit, die beiden sich näherkommen zu lassen. Und das trotz der relativ kurzen Lebensabschnitte, die sie miteinander verbringen. Mecha ist dabei etwas schwerer zu fassen, doch auch ihr Verhalten und ihre Entscheidungen werden nachvollziehbar präsentiert.

 

Der Schreibstil ist mit seinen oft verschachtelten und im Konjunktiv gehaltenen Sätzen recht anspruchsvoll und gleichzeitig unglaublich ausdrucksstark. Durch ihn wird eine schön dichte Atmosphäre erzeugt, die die politischen und gesellschaftlichen Stimmungen zwischen 1928 und 1966 perfekt einfängt. Die Perspektive Max’ wechselt dabei von Vergangenheit zu Gegenwart, um die einzelnen Zeitebenen zu kennzeichnen, zwischen denen der Roman hin- und herspringt. Zuerst erschwert dieser Kunstgriff das Hineinfinden in die Story und stört manchmal regelrecht den Lesefluss. Aber wenn man sich daran gewöhnt hat, ist es oft sogar eine Erleichterung, gleich zu wissen, welchen Handlungsstrang man vor sich hat.
Zwischendurch begegnet dem Leser die eine oder andere Länge, doch es hält sich erfreulicherweise sehr in Grenzen. Man kann sie leicht überfliegen, ohne dass man völlig aus der Geschichte herausgerissen wird.

 

Fazit

 

Dreimal im Leben ist eine wunderbar unkitschige, atmosphärisch dicht geschriebene Erzählung über Liebe, Abenteuer und verpasste Chancen und verlorene Illusionen. Getragen von einer sympathisch-charmanten Hauptfigur umspannt der Inhalt des Buches ein halbes Jahrhundert, in dem sich Gesellschaft und Politik so rasend schnell verändert haben wie kaum jemals zuvor.
Die zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und herpendelnden Abschnitte sollten einen nicht abschrecken, genauso wenig wie die kleinen Längen der Geschichte. Sonst verpasst man einen eindrucksvollen Roman über die Tücken des Lebens selbst.

Kommentare

kommentierte am 22. September 2015 um 17:11

Das Buch liegt schon länger auf meinem SUB. Die vielen Meinungen dazu haben bewirkt, dass ich es nun etwas weiter nach oben schubsen werde.