Rezension

Nicht die klassische Lovestory

Dreimal im Leben - Arturo Pérez-Reverte

Dreimal im Leben
von Arturo Perez-Reverte

Bewertet mit 3.5 Sternen

Dreimal in Leben ist keine wilde, romantische oder tragische Liebesgeschichte. Eigentlich ist es gar keine klassische Liebesgeschichte. Wer also Herzschmerz und Romantik erwartet ist hier falsch. Es geht um eine zwiespältige, intensive, etwas verruchte und sehr zufällige Liebe. Beide Hauptcharaktere sind sehr beherrscht und die Geschichte wird ruhig erzählt, weshalb das klassische Drama ausbleibt. Dafür ist Max in seiner Unbedarftheit, in seinem Streben nach oben zu kommen und dem Riss zischen Gentleman und Ganove wunderbar beschrieben. Auch Mecha ist ein toller Charakter. Unnahbar, edel und schön; und doch unglaublich Leidenschaftlich. Dass es Max schwerfällt sie zu ergründen ist für den Leser gut nachvollziehbar.

Wer schöne und durchdachte Sprache mag, dem wird Perez-Revertes Stil in Dreimal in Leben gefallen. Er beschreibt die Gedanken und Gefühle seiner Figuren eindringlich aber auch distanziert. Eben genauso wie Max - aus dessen Perspektive erzählt wird - selbst ist. Das ist sehr passend, kann aber auch langatmig werden. Gerade am Ende des Romans zeigt sich sein Können: Mit steigender Spannung wechselt der Auto schneller zwischen "Damals" und "Heute" und er beschreibt jeweils eine ähnliche Situation.

Perez-Revertes hat eine Vorliebe dafür, Kleidung und Frisuren zu beschreiben. Der Leser ist immer informiert, was die Figuren gerade tragen. Und da sie sich in gehobenen Kreisen bewegen, sind das meist edle Dinge. Leider ist er beim Thema Kleidung von 1890 bis 1950 weitaus versierter als ich. Mit einigen Begriffen konnte ich nichts anfangen. Da nützt auch die beste Beschreibung nichts.

Die Geschichte lebt durch Max und Mecha. Der Tago, das Schachspiel oder Max Umtriebe als Ganove sind nur schmückendes Beiwerk. Allerdings ist es auch ein Buch, dass langsam genossen werden will. Meiner Meinung nach ist Dreimal im Leben nichts zum schnell durchschmökern. Nach einer Pause hier und da bin ich umso lieber wieder zur Geschichte zurückgekehrt. Insgesamt hätte es aber durchaus ein wenig mehr Temop sein dürfen.

Da der Titel sehr an Zwei an einem Tag erinnert, kann es leicht zu falschen Assotioationen kommen. Ich habe zwar keinen zweiten Nicholls erwartet, bin aber trotzdem etwas zwiegespalten. Sprache und Charaktere sind einfach wunderbar. Auch ist der Roman in sich stimmig. Trotzdem konnte mich die Geschichte nicht komplett mitreißen. Vielleicht fehlte Temop, vielleicht fehlte klassischer Herzschmerz. Ich bin mir nicht sicher. Die Schach-Nebenhandlung hat mich nicht vollkommen überzeugt. Trotzdem ist Dreinmal im Leben ein schönes Buch und auf jeden Fall einen Lese-Versch wert.

Kommentare

Naibenak kommentierte am 30. Oktober 2015 um 11:43

Danke für deine Rezi zu diesem Buch, welches auch ich schon "auf dem Kieker" hatte. Hast du echt toll und informativ geschrieben, so kann ich mir ein gutes Bild machen :-) Ich zögere noch... mal sehen, bislang habe ich aber auch genug Lesestoff ;-)