Rezension

Was für ein außergewöhnlicher Sprachrhythmus

Zur See -

Zur See
von Dörte Hansen

Autorin: Dörte Hansen, Genre: Fiktion, Verlag: Penguin, ISBN: 978-3-328-60222-4, 1. Auflage 2022, 255 Seiten, Preis Hardcover € 24,00

“Alle Inseln ziehen Menschen an, die Wunden haben, Ausschläge auf Haut und Seele. Die nicht mehr richtig atmen können oder nicht mehr glauben, die verlassen wurden oder jemanden verlassen haben. Und die See soll es dann richten, und der Wind soll pusten, bis es nicht mehr weh tut.”

Dörte Hansen erzählt uns die Geschichte einer Insel und ihrer Bewohner. Sie zeichnet ein eindrückliches Bild einer Familie, die seit Generationen von der Seefahrt lebt. Von Touristen, die Inseln mögen, aber nicht von allen Bewohnern gemocht werden. Einsamkeit, Verunglückte, Männer die nie mehr heimkehrten und Frauen, die aufgehört haben zu warten. Die Autorin schreibt in ihrem ganz eigenen Rhythmus, einem Takt, den ich nie zuvor gelesen habe.

…Die ältesten Patienten sterben oft am schwersten. In ihren letzten Tagen werden sie zu Vogelwesen, schon nicht mehr Mann und nicht mehr Frau, so dünnhäutig, dass man sie kaum noch zu berühren wagt. Man glaubt, sie hätten es geschafft, nimmt ihre Hände, wartet auf die letzten Atemzüge, und dann müssen sie noch einmal in die Schlacht

Fazit: Das Buch ist reine Poesie und ein absolutes Vergnügen für den Geist. Ich hätte nie geglaubt, dass ich mich für eine Geschichte über die Seefahrt begeistern könnte, aber ich kannte ja auch Dörte Hansen noch nicht.

Dörte Hansen geboren 1964 ist Spiegel-Bestseller Autorin. Ihr Roman Mittagsstunden wurde mit dem Rheingau Literatur Preis und dem Grimmelshausen Literaturpreis ausgezeichnet. Die Autorin ist Mainzer Stadtschreiberin 2022.