Rezension

Wenn die Demenz die Füße wegzieht

Der Bademeister ohne Himmel -

Der Bademeister ohne Himmel
von Petra Pellini

Dieser Bademeister hat keinen Himmel mehr, weil er in seinem Wohnzimmer sitzt und keine Perspektive mehr hat.

Hubert ist dement, seine Frau seit Jahren verstorben. Er braucht dauerhafte Aufsicht, weil er sich und andere sonst gefährden könnte. Ein trauriges Dasein, dass uns aus der Perspektive einer Jugendlichen mit 15 Jahren erzählt wird, die auch in diesem Mehrparteienhaus lebt und viel Zeit mit Hubert verbringt.

Zum einen um die polnischen Pflegekräfte zu entlasten und weil sie Hubert beschützen will und sich intuitiv in ihn hineinversetzen kann. Denn die junge Dame, Linda, trägt suizidale Gedanken in sich und sinniert ab und an – mal mit sich, mal mit Hubert – wie es wäre zu verschwinden. Sie ist Tochter einer Alleinerziehenden, wie Kevin, den sie in seinen jüngeren Jahren zur Grundschule mitnahm um seine Mutter zu entlasten.

‚Der Bademeister ohne Himmel‘ von Petra Pellini erzählt von einem Leben mit Demenz und wie die Würde verschwindet, die einen durch das Leben getragen hat. Es hilft auch zu verstehen wie anders Demenz mitgedacht werden muss, wenn Linda intuitiv die Spiegel in der Wohnung zuhängt, weil Hubert auf die vielen Menschen in seinem Umfeld reagiert. Klar, dem Roman merkt man an, dass Petra Pellini viel Erfahrungen hat mit Dementen und diese hier einbaut und uns für deren Bedürfnisse sensibilisiert.

Durch die jugendliche Stimme der Erzählung und die naivere Herangehensweise an die schwere Krankheit bricht die Schwere. Nur hatte es für mich an der ein und anderen Stelle ein wenig Länge. Geschmacksache.

Das Hörbuch war super gut eingelesen von Maria-Isabel Walke. Besonders mochte ich die polnischen Helferinnen. Sie findet für jeden Charakter eine eigene Intonation und spielt die Charaktere sehr gut.