Rezension

Wiedersehen mit der Juister Clique

Apfelträume am Meer. Ein Kurzroman zu »Apfelkuchen am Meer« - Anne Barns

Apfelträume am Meer. Ein Kurzroman zu »Apfelkuchen am Meer«
von Anne Barns

Bewertet mit 5 Sternen

Die Hauptsaison auf der Insel Juist ist voll im Gange und Merles Café brummt, das hätte sie sich nicht träumen lassen. Allerdings weiß sie vor Arbeit auch kaum noch, was es heißt, mal die Seele baumeln zu lassen. Und auch die Beziehung zu Freund Jannes leidet darunter, denn die beiden sehen sich kaum noch. Der Streit am Vorabend liegt Merle noch richtig im Magen, und Jannes antwortet auch nicht auf ihre Nachrichten. Sie hat ihn seitdem nicht mehr gesehen und muss nun erfahren, dass er die Insel kurzfristig verlassen hat. Da kommt Oma Enna gerade zum rechten Zeitpunkt, um Merle daran zu erinnern, das der Mensch auch schöne Momente im Leben braucht, sei es ein Bad im Meer oder auch das gemeinsame Backen von Köstlichkeiten mit lieben Freunden, die einen vom Kummer ablenken. Als Jannes mit seinen Freunden abends beim Schwimmen im leuchtenden Meer wieder auftaucht, ist der Streit zwischen ihm und Merle schnell vergessen. Der Himmel hängt voller Geigen, bis Merle morgens erwacht und Jannes schon wieder verschwunden ist. Hat sie das alles nur geträumt?

Anne Barns hat mit „Apfelträume am Meer“ eine zauberhafte Kurzgeschichte vorgelegt, die dem Leser mit einfühlsamem, locker-flockigem Erzählstil wieder Einlass in die Clique von Oma Enna und Merle aus „Apfelkuchen am Meer“ gewährt und eine wunderbare kleine Auszeit beschert. Nicht nur die Beschreibung der Örtlichkeiten lassen den Leser von einem baldigen Urlaub auf Juist mit Sandstrand und Meeresluft träumen, sondern man möchte auch die warmherzigen Protagonisten, die schon seit längerem zu guten Freunden wurden, unbedingt wiederlesen, um zu erfahren, was sich in ihrem Leben inzwischen getan hat, wer mit wem und was passiert ist und auch den Inselklatsch in sich aufsaugen. Schnell fühlt der Leser sich wieder heimisch, steht mit den Freundinnen in der Caféküche, um neue Kuchenkreationen zu zaubern und dabei das eine oder andere intime Detail unter Frauen auszutauschen. Dabei bekommt man nicht nur Hunger auf all diese Köstlichkeiten, sondern auch die Lachmuskeln werden strapaziert, denn Frauengespräche können wirklich ausufern!

Die Charaktere sind sehr liebevoll mit Leben versehen und bestechen durch Glaubwürdigkeit und Authentizität. Sie wirken wie Menschen, die man schon lange gut kennt und sich gerade deshalb mit ihnen nicht nur wohl fühlt, sondern an ihrem Leben regen Anteil nimmt. Oma Enna ist die heimliche Heldin der Geschichte, mit ihrer warmherzigen und liebevollen Art nimmt sie jeden für sich ein. Ihre Tipps aufgrund jahrelanger Erfahrung sind Gold wert und ihr Herz ist groß genug für alle. Merle ist eine Frau, die sich ihren Traum von einem eigenen Café erfüllt hat und alles dafür tut, damit dieses weiterhin erfolgreich bleibt. Sie ist aufgeschlossen, offen und ehrlich, aber manchmal zeigt sie auch ihre unsichere Seite. Jannes ist ein kerniger Typ, der anpacken kann und für seine Freunde alles tut. Agata und Conny sind Merles beste Freundinnen, sie vertrauen einander an und helfen sich gegenseitig. Ole und Adam sind Jannes Freunde, die ebenfalls ein Kleeblatt bilden und zu allen Schandtaten bereit sind.

„Apfelträume am Meer“ ist eine rundum gelungene warmherzige Kurzgeschichte, die nicht nur einen kleine Urlaub auf Juist beschert, sondern auch das Wiedertreffen mit alten lieben Freunden ermöglicht, die man bereits aus „Apfelkuchen am Meer“ kennt. Wunderschön erzählt mit der richtigen Prise Witz und Romantik. Sehr schöne Auszeit mit verdienter Leseempfehlung!