Rezension

wo andere Krimis aufhören...

Die Seele des Bösen - Finstere Erinnerung - Dania Dicken

Die Seele des Bösen - Finstere Erinnerung
von Dania Dicken

Bewertet mit 5 Sternen

~~Was für ein Ding! Ja, genauso, mir fällt nichts "Besseres" ein – Vorwarnung: das ist ein Lob.

Ich war auf dieses Buch gestoßen aufgrund einer Leseprobe für den Folgeband – ich hatte das Gefühl, dass Fragen offen blieben: Wieso darf die junge Ermittlerin Sadie nicht über ihre Vergangenheit reden? Ein Blick in den „Klappentext“ möge hier dem „geneigten Leser“ einen Einblick in die Handlung geben, in der Rezension soll es ja um die Meinung zum Buch gehen.

Warum „Ding“? Mich hatte ein Kommentar verwirrt, das Buch sei 90% Liebesgeschichte, nur zu 10% ginge es um das Verbrechen. Das ist so nicht völlig falsch, trifft es aber nach meiner Meinung nur zum Teil. In 90% des Buches geht es auch um die komplexen Vorgänge im Umfeld der Verbrechensentwicklung, wenn es gerade keine „Action“ gibt. Es geht um das tagelange Sichten von Akten, um die Auswirkungen des Jobs auf das Privatleben, darum, wie das Leben der Opfer „danach“ weitergeht. Es geht darum, was der Täter in seinem Umfeld auf Jahre anrichtet – und das wird sehr intensiv und einfühlsam beschrieben. Das übliche Buch und der übliche Film, egal ob Krimi oder Liebesgeschichte, enden dort, wo es eigentlich gerade losgeht, wo es darum geht, wie die Personen mit den Situationen langfristig umgehen, wie sie den ganz normalen Alltag meistern. Ich fand das immer ein interessantes potentielles Thema, und hier hat das Dania Dicken tatsächlich umgesetzt, und wie. Sie schafft es, die Schreibtischarbeit spannend zu schildern, nicht nur durch die Verkettung der zwei Handlungsstränge. Sie rückt auch das häufige Bild von Ermittlern in der Fiktion aus dem Genre-Stereotyp zwischen   aktionsgeladenem Beruf und verkorkster Persönlichkeit auf eine für uns alle vermutlich viel nachvollziehbarere Ebene mit durchaus auch langweiligen Routineaufgaben im Beruf oder daheim. Das Buch fesselte in einem Stück. Und das ist nun wirklich ein Ding!

Um ausgewogen zu urteilen: als kleines Manko empfand ich, dass es gelegentlich Sprünge gab, bei denen es gut getan hätte, auf das Ende des Satzes einen Absatz, besser noch einen Seitenumbruch folgen zu lassen – auch zur besseren Verständlichkeit (kompletter Orts- und Themenwechsel).  Dieser kleine (seltene) Lapsus mindert aber nicht die Gesamteinschätzung.