Rezension

Wunderbar düster und verrückt ... leider aber auch kitschig

Dark Wonderland - Herzkönigin - Anita Howard

Dark Wonderland - Herzkönigin
von Anita Howard

Bewertet mit 3.5 Sternen

Was wäre wenn Alice im Wunderland nicht nur eine Geschichte wäre? Aber was wäre wenn diese wahre Geschichte um einiges düsterer und trauriger wäre, als der Roman? Diese Fragen sind  der Ausgangspunkt  des ersten Bandes der Dark Wonderland Trilogie. Howard nimmt ihre Leser auf eine Reise mit und lässt sie Alyssa begleiten die Wahrheit hinter dem Fluch ihrer Familie zu erkennen. Dabei lehnt sie sich von der Atmosphäre her vor allem an Tim Burtons Alice Interpretation an und schmückt sie mit Lewis Carolls Figuren aus, welche sie aber für die eigene Handlung abgewandelt hat. Leider gelingt ihr das nicht immer so, das die Figuren zu ihrer eigenen Kreation werden. Meistens bleibt der Eindruck das sie dann doch eher gewollt etwas anderes aus z.B dem Jabberwocky gemacht hat, nur um eben doch keine Kopie zu sein. 

Auch die Handlung selbst kann mich nicht immer überzeugen,  vor allem die Figurenkonstellationen waren mir oftmals zu sehr  nach Schema F. gestrickt. Denn natürlich gibt es einen wunderbaren, nein geradezu perfekten Jungen - gar einen weißen Ritter - in den Alyssa verliebt ist und der selbstverständlich ihre einzig wahre und unendlich große Liebe ist. Und natüüürlich gibt es da den düsteren Burschen, der ein falsches Spiel treibt, von dem sich Alyssa trotzdem angezogen fühlt, wie von einem Magnet - klar das sie weiß wie falsch das wäre, aber sie kann ihre Gefühle ihm gegenüber nur schwer unterdrücken. Ich finde das schade, weil ich denke das diese wunderbar verworrene, dunkle Welt die Howard heraufbeschwört, genau diesen "Kitsch" nicht gebraucht hätte um zu funktionieren. Howard konzentriert sich manchmal zu sehr darauf anstatt das Wunderland stärker aus zu bauen und es nicht immer wieder wie eine düstere Kopie wirken zu lassen. Denn die Abgründe die sich hier auftun sind gelungen geschildert und gerade Morpheus ist eine spannende Figur. Schade das er kaum etwas anderes machen darf als düster und geheimnisvoll hinterhältig zu sein. Allerdings ist er schon vielschichtiger angelegt als Jeb, den ich vom ersten Moment an als Edward Klon empfunden habe. Vor allem sein Verhalten gegenüber Alyssa, die er wie ein Kind behandelt und die er am liebsten ans Bett fesseln würde damit ihr ja in der bösen weiten Welt nichts geschieht... Schade das den Leserinnen vermittelt wird das eine weibliche Hauptfigur ohne männlichen Beschützer gar nicht erst auskommt. Sie sollte es nicht einmal versuchen...  :rollen:
Ja dieser romantische Part der Handlung ging mir gewaltig auf die Nerven.  :zwinker: 

Jetzt habe ich wieder so viel gemeckert, das gar nicht rüber kommt das mir der Roman trotzdem auch gefallen hat und mich interessiert wie die Handlung in Band 2 und 3 weitergehen wird. Gerade dieses düster, dunkle Wunderland hat mir nämlich trotz meiner Kritik gefallen. Die Autorin kann diese Welt sehr schön heraufbeschwören und die Erinnerungen an das Wunderland von Disney vermischen sich mit eigenen Fantasien und Tim Burtons Bild *g* Das ich hier von den Filmen spreche ist kein Wunder, denn ich finde das der Roman sich wie schon erwähnt vor allem an bestimmten Filminterpretationen orientiert. Das Original von Caroll ist natürlich nicht vergessen, spielt aber eher im Text selbst eine Rolle, als in den Bildern die die Autorin hier zeichnet. An manchen Stellen war es etwas verworren und über die verschiedenen Ränke und Spielchen von Morpheus den Überblick zu behalten ist nicht immer ganz einfach, vor allem die Tatsache welche Rolle Alyssa eigentlich genau zu spielen hat, ist nicht immer ganz einfach zu durchschauen. Manches Mal ist man dann genauso verwirrt über die Ereignisse wie sie selbst.
Anita Howards Stärke ist vor allem das Düstere dieser Welt einzufangen und die Ideen von Caroll und Co. auf zunehmen und eine Geschichte daraus zu formen. Nicht immer gelingt ihr dabei die Handlung zu ihrer eigenen zu machen und sich von Klischees zu lösen. Das muss sie natürlich auch nicht zwingend, ich hätte mir nur etwas mehr Überraschungen gewünscht. Vor allem die seit Twilight schon fast standardmäßige Dreierkonstellation in Sachen romantischer Beziehungen könnte ruhig mal aufgebrochen werden und Platz für Neues schaffen.
Ich bin daher sehr Zwiegespalten, denn einerseits konnte mich Manches durchaus begeistern und dieses düstere Wonderland hatte seinen Reiz für mich. Andererseits finde ich aber auch viele Kritikpunkte die mir die Wertung nicht ganz einfach machen. Zum Glück gibt es ja die Möglichkeit von halben Punkten. Meine Bewertung ist daher durchaus positiver zu sehen und ich bin gespannt ob es der Autorin gelingt sich zu steigern.