Rezension

Wunderschöne, einfühlsame Liebesgeschichte ♥

Der Geschmack von Sommerregen - Julie Leuze

Der Geschmack von Sommerregen
von Julie Leuze

Bewertet mit 5 Sternen

Sophie ahnt nicht, dass ein halbes Lächeln alles auf den Kopf stellen wird. Dass ein einziger Blick aus schokoladenbraunen Augen ausreichen wird, um ihre Welt in Funken sprühendes Himmelblau zu tauchen. Dass ein einziger Kuss ihr den Mut verleihen wird, dem Familiengeheimnis auf den Grund zu gehen, das ihr Leben bis jetzt bestimmt hat. Mattis ahnt nicht, dass Sophie ihm entlocken wird, was er vor allen anderen verbirgt. Dass er sich mit ihr so sicher fühlen wird wie noch mit niemandem zuvor. Beide ahnen nicht, dass ihre Liebe sie über sich selbst hinauswachsen lassen wird.

Zum Schreibstil

Julie Leuze schreibt wunderbar leicht, ja fast poetisch. Besonders gut ist es ihr gelungen mir Sophies „inneren Monitor“ vor Augen zu führen und das Farbenspiel in ihrer Wahrnehmung richtig toll in die Geschichte einzubinden. Das Thema der Synästhesie hat mich dadurch sehr angesprochen. Gleichzeitig hat es mich auch neugierig gemacht, sodass ich nach Beenden noch ein wenig darüber recherchiert habe.

Meine Meinung

Als ich dieses Buch mit diesem wunderschönen Cover Anfang des Jahres in einer Neuerscheinungsvorschau gesehen habe, ist es sofort auf meine Wunschliste gewandert. „Eine einfache Liebesgeschichte wird es wohl sein“, war mein Gedanke als ich den Klappentext überflogen habe. „Nicht mehr aber auch nicht weniger.“

Wie sehr ich mich mit dieser Einschätzung getäuscht habe, wurde mir erst mit dem Auftauchen der ersten begeisterten Rezis klar. Und auch beim Lesen habe ich recht schnell gemerkt, dass es in „Der Geschmack von Sommerregen“ um weitaus mehr geht als eine simple Teenagerliebelei. Die Geschichte ist viel tiefgründiger und sensibler.

Sophie nimmt Gefühle und Emotionen anders als ihre Mitmenschen wahr. Freude getaucht in Zitronengelb, verliebtes Gold, ein hoffnungsvolles Elfenbeinweiß, giftig grüne Eifersucht, Weinrot als Zeichen für Glück. Würde es allerdings nach ihren Eltern gehen, sollte sie keinen Gedanken daran verschwenden, sondern die Farben unterdrücken und bloß niemandem davon erzählen. Sophie steckt in einem Zwiespalt. Auf der einen Seite möchte sie die Farbe nicht leugnen, gehören sie schließlich zu ihr und sind ein Teil ihres Lebens. Außerdem möchte sie der Sache gerne auf den Grund gehen und wissen warum ihre Eltern so ein Theater machen und sich so vehement über ihre Großmutter Anne ausschweigen. Auf der anderen Seite ist Sophie auch verängstigt, da sie glaubt als verrückt abgestempelt zu werden, wenn sie ein Wort über ihre Farben verliert. Also schweigt sie lieber.

Sophie war mir gleich sympathisch und ich konnte mich auf anhieb mit ihr identifizieren. Sie ist eher das schüchterne, unscheinbare, zurückhaltende Mauerblümchen. Als der attraktive Neue in ihr Leben tritt, verliebt sie sich Hals über Kopf in ihn, obwohl sie sich bewusst ist, dass sie keine Chance bei ihm haben wird. Umso überraschter ist sie, als Mattis doch Interesse an ihr zu haben scheint…

Mattis…wie soll ich ihn beschreiben, ohne mit dem Schwärmen anzufangen. Er ist um es kurz zu halten einfach zu schön um wahr zu sein. Hach ja, beim Lesen habe ich mich auch ein wenig in ihn verliebt ♥ Lieb, nett, verständnisvoll, sensibel…sind nur ein paar Adjektive die auf ihn zu treffen. Mattis würde alles für Sophie tun und er tut es auch. Darüberhinaus hilft er ihr selbstbewusster zu werden, sodass aus dem unscheinbaren Mädchen eine mutige junge Frau wird.

Die Liebesgeschichte zwischen den beiden entwickelt sich langsam und wird von Frau Leuze sehr einfühlsam erzählt, sodass es einfach nur schön zu beobachten ist wie Mattis und Sophie ihre Gefühle füreinander entdecken. Gleichzeitig bekommt der Leser Sophie’s schlechtes Gewissen und ihre Zweifel mit. Soll sie Mattis von ihrem Farbensehen erzählen? Auf Lügen und Geheimnisse lässt sich schließlich keine Beziehung aufbauen. Aber verlieren möchte sie ihn auch nicht.

„Liebe ohne Vertrauen ist zum Scheitern verurteilt. (…) Wie soll ich das schaffen, vertrauen, wenn ich nie gelernt habe, wie es geht?“ (S.218)

Sophie lernt, dass es nichts bringt Probleme, Geheimnisse etc. zu verdrängen und zu verschweigen nur um möglichen Ärger, Unverständnis und Ablehnung zu vermeiden. Dadurch wird es nämlich nicht besser…Im Gegenteil! Weglaufen scheint im ersten Moment die einfachste Lösung zu sein, aber irgendwann holt ein alles wieder ein – so sehr man sich auch dagegen sträubt. Man muss sich seinen Ängsten stellen, die Wahrheit akzeptieren.

„Solange ich denken kann, habe ich meinen Eltern nach dem Mund geredet, habe ihnen gesagt, was sie hören wollten, und alles war gut. Doch wenn der Druck zu stark wurde und ich von dem angefangen habe, was mich wirklich beschäftigt –die Farben, meine Unsicherheit, mein falsches Leben, in dem keiner ahnt, wer oder wie ich wirklich bin -, dann haben meine Eltern abgeblockt. Immer.“ (S.40)

Sehr überrascht hat mich wie weit die Autorin die Themen Liebe und Sex einbindet. In einem Jugendbuch sind ausführlichere Liebesszenen sonst eher weniger aufzufinden. Mir hat das wirklich gut gefallen, vor allem da sie es auf so eine feinfühlige Art darstellt, dass es zu keine Punkt irgendwie unpassend oder obszön wirkt.

Mein Fazit

Julie Leuze hat es geschafft, dass ich, nachdem ich die ersten Zeilen gelesen hatte, sicher war ein 5-Sterne-Buch in den Händen zu halten. Der Geschmack von Sommerregen erzählt eine einfühlsame Liebesgeschichte mit sehr viel Tiefgang und wunderbaren Charakteren, die mir ans Herz gewachsen sind. Einmal begonnen konnte und wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Sophie und Mattis Geschichte hat mir wunderschöne Lesestunden bereitet. Es war einfach nur perfekt! Ich habe definitiv ein neues Lieblingsbuch gefunden :)