Rezension

Wundervolle Sprache

Der Glühwürmchensommer - Gilles Paris

Der Glühwürmchensommer
von Gilles Paris

Bewertet mit 3 Sternen

Victor Beauregard ist ein 9-jähriger Junge, der die Geschichte seiner Ferien im Sommer an der Cote d'Azur erzählt.
Wie viele andere Kinder erfahren müssen, leben auch seine Eltern getrennt. Ein bisschen ungewöhnlich ist es allerdings für Victor, dass seine Mutter eine Freundin, Pilar, hat. Somit hat er zwei Mamas und er mag Pilar sehr. Über seinen Vater, der in einer lottrigen Wohnung in Paris lebt, wird erzählt, dass er nicht erwachsen werden will und sich seine Eltern deshalb getrennt haben. Aber Victor ist sich ganz sicher, dass Mama und Papa sich noch lieben. Sein sehnlichster Wunsch ist es, dass beide wieder zusammenfinden und die Familie wieder ganz wird.
Victor hat den absoluten Durchblick und am Ferienort Cup Martin angekommen, geht er all den vielen Fragen nach, die sich ihm dort stellen. Was ist mit Papas Schwester Felicité passiert? Über sie will niemand, außer der alten Baronin, sprechen und wieso ist das seltsame Zwillingspärchen Tom und Nathan, mit dem sich Victor angefreundet hat, so plötzlich verschwunden, als sie beim verbotenen Betreten einer alten Villa entdeckt werden?
Victor erfährt in diesem Sommer, wie es mit der Liebe ist, was Erlebnisse über lange Jahre bei Menschen auslösen können und wie wichtig Freunde sind, die fest zu einem halten. Auch wenn diese noch so mysteriös sind.
Mir fällt es ein wenig schwer, dem "Glühwürmchensommer" eine einheitliche Wertung zu geben. Auf der einen Seite finde ich Gilles Paris' Werk literarisch sehr gelungen. Der Schreibstil hat einen umwerfenden Poesiecharakter, der mich in die Geschichte eingesogen hat. An vielen Sätzen bin ich kleben geblieben, habe diese sogar teils laut ausgesprochen oder leise vor mich hin gemurmelt, weil ich sie so schön fand. Der Autor hat seiner Verwendung von Sprache einen ganz individuellen Stempel aufgedrückt, den man so schnell nicht vergisst.
Die Handlung und Idee des Romans haben mich dagegen nicht so sehr begeistern können, und ich hadere immer noch mit der Auflösung und dem Ende der Geschichte. Verständlich ist es schon, aber beim Nachdenken über manche Passagen frage ich mich im Nachhinein, was deren eigentlicher Sinn gewesen sein soll und so ergeben sich für mich wundervolle Puzzleteilchen, die sich aber nicht zu einem schlüssigen Ganzen zusammenfügen wollen. Es ist so, als würde hier und dort immer noch etwas fehlen.
Deshalb hier nur drei Sternchen und eine Empfehlung an alle, die Spaß an der Gestaltung von Sprache haben.