Rezension

Zwiderwurzn, Tschamsterer und andere

Wildfutter - Alma Bayer

Wildfutter
von Alma Bayer

Bewertet mit 5 Sternen

Wenn schon ein Buch mit Lokalkolorit, dann dieses hier! Besser geht's nimmer.

Vitus Pangratz ist pensionierter Kriminalkommissar, und um seine reichliche Freizeit sinnvoll zu verbringen, hat er sich der Fotografie verschrieben, der Fotografie der „Wildsau bei Nacht“. Ganz zufällig stolpert er dabei über eine „abbe Pratzn“ im Waldboden. Wem die wohl gehören mag? Zusammen mit seiner Tochter Jo, die bei der Rosenheimer Lokalpresse arbeitet,  macht er sich illegal auf die Spurensuche. Dabei geraten die beiden immer tiefer, teils mit totalem Körpereinsatz,  ins Fußballer- und sonstige pralle Leben des Ortes.

Aber eigentlich ist die Handlung gar nicht so wichtig. Vielmehr bietet das Buch massiven Lesespaß, vorausgesetzt, man hat Sinn für die bayerische Direktheit. Was habe ich beim Lesen gelacht  über großartigen Schilderungen der teils sehr schrägen Rosenheimer Bewohner, so z. B. Uschi-Muschi, die laut ihrem Ehemann  aussieht wie Jabba the Hutt aus Star Wars, oder über florierende Dildo-(Tupper)-Geschäfte, über rückblickende Eheschilderungen beim Benutzen einer Vaseline-Salbe: Bei uns lief es wie geschmiert…

Das Lokalkolorit ist perfekt getroffen und trotz aller Deftigkeit sind Einwohner und Gebräuche durchaus liebevoll gezeichnet. Sehr geschickt sind die „Übersetzungen“ der bayerischen Begriffe in den Text eingebaut, sodass ein Glossar überflüssig ist. Auch Historisches rund um Rosenheim erfährt man ganz beiläufig, aber gerade dadurch eindrücklich. Die Kriminalgeschichte selbst tritt zwar oft in den Hintergrund, hält aber dennoch bis zum Schluss einen gewissen Grad der Spannung aufrecht.

Gerade die Verbindung von bayerischem Hau-Ruck und Feingefühl in Verbindung mit viel  Menschen- und Landschaftsliebe, verpackt in eine skurrile Kriminalgeschichte, macht für mich den perfekten Regional-Krimi aus.