Rezension

Zwischen Traum und Wirklichkeit

Silber - Das erste Buch der Träume - Kerstin Gier

Silber - Das erste Buch der Träume
von Kerstin Gier

Bewertet mit 3 Sternen

Diese Rezension bezieht sich auf das Hörbuch von "Silber - Das erste Buch der Träume".

Gleich vorneweg: Mit der Sprecherin Simona Pahl hat man beim Argon Verlag einen absoluten Glücksgriff gehabt. Ohne sie wäre die Bewertung glatt einen Punkt weniger ausgefallen, etwas, das man bei Kerstin Gier ja eigentlich nicht gewöhnt ist. Aber von Anfang an.

Es geht um Liv Silber, ein fünfzehnjähriges Mädchen, das schon ziemlich in der Welt herumgekommen ist. Ihre Eltern sind geschieden, und Liv und ihre jüngere Schwester Mia leben mit ihrer Mutter, einer Literaturprofessorin immer gerade da, wo sie ein Lehrauftrag hinführt. Im Moment ist das London, und genau dort kommen Liv und Mia gerade an. Sofort müssen sie feststellen, dass nicht alles so ist, wie sie es erwartet haben: Erstens wird es nichts mit dem versprochenen kleinen Cottage und dann hat ihre Mutter noch eine Überraschung für sie. Die Überraschung heißt Ernest und hat ernsthafte Absichten auf ihre Mutter. Und nicht nur das, sie sollen zu ihm und seinen beiden Kindern Grayson und Florence ziehen.

So weit, so gut. Grayson, so stellt sich heraus, ist okay, auch wenn er zu der Clique der absoluten Boygroup der neuen Schule zählt, auf die Liv jetzt gehen muss. Es handelt sich um vier Jungs, die so phantastisch aussehen, dass sämtlichen Mädchen mit Blut statt Wasser in den Adern die Spucke wegbleibt. Oder das Blut irgendwo hinrauscht, wo es sicher nicht hingehört. Eigentlich möchte Liv mit solchen Leuten nicht viel zu tun haben, doch dann passiert es. In ihrem Traum begegnet sie ausgerechnet diesen Jungs, und nicht nur sie weiß darüber Bescheid, auch die Jungs wissen es. Und sie machen ihr ein Angebot, das sie kaum ablehnen kann ... doch nicht alles ist so harmlos, wie es aussieht.

Wie üblich hat Kerstin Gier mit humorvoller Leichtigkeit den Einstieg in jugendliches Geschehen geschafft und auch ihre Beschreibungen und Skizzen Londons und der neuen Schule ist einfach perfekt. Doch während man bei der Edelsteintrilogie zwar auch nicht gerade auf hässliche Typen stieß, so wurde es hier gnadenlos übertrieben. Alle sind sie schön und perfekt und wenn nicht, sind es totale Nerds, über die gespottet und sich lustig gemacht wird. Auch wird in irgendeiner Form vermittelt, dass man, um sich unter die Reichen und Schönen mischen zu können, man Abstriche machen muss und dass überhaupt alles wichtiger ist als Intelligenz. Dazu kommt, dass gelegentlich so extrem kitschiges Liebesgeschmachte vorkam, dass man sich fragte, ob Frau Gier in letzter Zeit zu viele Cora-Romane gelesen hat.

Gerettet wird das Buch durch die originelle Idee und durch die kleine Schwester Livs (mit kleinen Schwestern hat die Autorin echt was drauf! :D) sowie durch das bayerische Kindermädchen, die für Lachsalven sorgt, wenn sie auf Ernests Bruder Charles trifft und vor lauter Hingabe anfängt, sämtliche Worte zu verdrehen. Zwar hatte die Sprecherin das Bayerische nicht so perfekt drauf, machte das aber durch ihre geniale Art und Weise, das Buch zu lesen, absolut wett. Jeder bekam eine eigene Stimme und man erkannte bereits an der Art, wie jemand betonte, wer gerade sprach. Echt super.

Fazit: Nett, unterhaltsam, mit gewissen Schwächen, kommt bis jetzt noch nicht an die Edelsteintrilogie heran, aber als Hörbuch für lange Autofahrten auf jeden Fall empfehlenswert.