Rezension

Anders als erwartet, es überrascht

Eine Liebe, in Gedanken - Kristine Bilkau

Eine Liebe, in Gedanken
von Kristine Bilkau

Edgar und Toni sind in den sechziger Jahren ein Liebespaar und dann geht Edgar beruflich nach Hongkong - ohne Toni. Hier könnte die Geschichte zu Ende sein, fängt aber hier erst an, den Toni konnte sich ihr ganzes Leben nie ganz von dieser Liebe lösen.

Ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich mich entschieden hatte, wie ich das Buch finde. Die Liebesgeschichte hat mich unglaublich wütend gemacht, ich habe richtig gespürt, wie verletzt Toni gewesen sein muss und wie der gesellschaftliche Druck damals war und das hat mich noch wütender gemacht. 

Nachdem sich meine Wut etwas gelegt hatte, habe ich mich mit der Beziehung von Toni und ihrer Tochter beschäftigt und das hat mich versöhnt. Ihre Tochter spricht bzw. denkt so liebevoll von ihrer Mutter und von der Liebe ihrer Mutter zu Edgar. Es ist ihr so wichtig, ihre Mutter zu verstehen, zu verstehen, warum sie danach nie richtig glücklich geworden ist in ihren Beziehungen. Sie erzählt so liebevoll über ihre Mutter und wie sie es geschafft hat, ihrer Tochter selbst den Besuch des Gerichtsvollziehers noch schön geredet hat und die Zeiten, in denen der Strom abgestellt wurde, schön für ihre Tochter gemacht hat. Das war eine der liebenswerten Eigenschaften Tonis, sie hat aus wenig ganz viel gemacht und das merkt man der Erinnerung ihrer Tochter an.

„Ein schönes Leben zeigen“ – das war das, was Toni konnte und dadurch hat sie ihrer Tochter so wahnsinnig viel mitgegeben, was diese wiederum an ihre Tochter Hanna weitergibt und das hat mich dann wieder mit dem Buch versöhnt. Das ist für mich die wahre Liebe, in Gedanken in diesem Buch. Vielleicht ist es nicht die Absicht von Kristine Bilkau gewesen, aber bei mir hat sie das erreicht damit.

Die Sprache war auch in diesem Buch wieder etwas, was mich begeistert hat. Es gelingt Kristine Bilkau die Zwischenfarben zu beschreiben, ihrer Art sich auszudrücken, verdankt die Leserin die vielen Grautöne, es gibt nicht nur Schwarz und Weiß. Die Liebesgeschichte zwischen Edgar und Toni war nicht das, was mich an dem Buch begeisterte, sondern die Sprache und die Liebe, die es zwischen Toni und ihrer Tochter gab.