Rezension

Aufrüttelnd und bewegend

Es wird keine Helden geben - Anna Seidl

Es wird keine Helden geben
von Anna Seidl

Bewertet mit 5 Sternen

Man kann die Angst riechen. Man kann nach ihr greifen. Er ist unter uns. Wir können sie hören, die Schüsse. Sie sind laut. Viel zu laut.

So beginnt der Klappentext von Anna Seidls Debütroman.

Was die betroffene Miriam erlebt, lässt einem beim Lesen die Nackenhaare aufstellen vor Entsetzen. Ein Amoklauf in der Schule. Hier an einem Ort der Schutz und Sicherheit geben soll, geht plötzlich das Grauen um. Miriam muss miterleben wie ihr Freund Tobi von dem Amokläufer erschossen wird und mit ihm insgesamt 7 Personen das ganze mit dem Leben bezahlen müssen. Miriam ist traumatisiert und mit ihr viele andere Schüler, Schülerinnen und Lehrer. Miriam braucht lange, doch dann fängt sie behutsam an, sich das Leben Schritt für Schritt neu zu erobern. Während der Schilderung ihres Kampfes zurück ins Leben gewährt Miriam auch immer wieder Rückblicke in ihr "altes" Leben. Ihre unbeschwerte Zeit mit Tobi und ihrer Mädchenclique. Sie erzählt einiges von früher und den Charakteren ihrer Freundinnen vor und nach dem Amoklauf. Jedes dieser Mädchen versucht auf ihre Art mit der Situation klar zukommen, Einigen gelingt es, anderen leider nicht.

Miriam hinterfragt sich aber auch selbst äußerst kritisch. Hätte sie sich in dem Moment des Amoklaufes anders verhalten sollen? Hätte sie Tobis Tod verhindern können? Tragen sie und andere Schüler eine Mitschuld, dass der Täter Amok gelaufen ist? Aus der unbedarften 15-jährigen ist durch ein überaus schmerzvolles Ereignis ein reiferes Mädchen geworden, das vieles nun kritischer überdenkt aber auch sensibler und verletzlicher geworden ist.

Anna Seidl hat hier etwas ganz wunderbares geschaffen. Eine Tragödie die man keinem auch nur im Entferntesten wünscht, die aber auf sehr beeindruckende und sensible Weise zeigt, wie verschieden jeder Einzelne mit so einer Situation umgeht. Für eine 16-jährige ist es grandios mit wie viel Fingerspitzen Gefühl sie sich mit dieser Geschichte auseinandersetzt. 

Anna Seidls Eltern haben immer an sie geglaubt, selbst wenn sie es nicht tat. Ich denke nach diesem gelungen Start wird eine große Leserschaft an sie glauben.c