Rezension

Regt zum nachdenken an..

Es wird keine Helden geben - Anna Seidl

Es wird keine Helden geben
von Anna Seidl

Tobi ist tot. Miriam musste es mitansehen. Ihr Freund wurde erschossen. Der Täter ist ein gleichaltriger Junge der mit einer Waffe in der Schule wild um sich schießt. Miriam versteckt sich mit ihrer besten Freundin auf dem Jungenklo und sie sind sicher nicht die einzigen, die diesen Tag niemals vergessen werden...
Ich weiß gar nicht wie ich zu so einem Buch eine Rezension schreiben soll. Wahrscheinlich wird das auch keine meiner üblichen Rezension werden, aber ich versuche meinen Eindruck so gut wie möglich rüber zu bringen. 
Ich will ehrlich sein, normalerweise sind Bücher die einen ernsten Hintergrund haben nicht mein Fall. Ich mache da meist einen weiten Bogen um jegliche Themen die möglicherweise zu viel Realität bieten. Ich verschließe da gerne ein wenig meine Augen, wenn ich lese will ich lieber in eine Fantasie Welt oder dystopische Umgebung abtauchen. 
Aber dieses Buch sollte man wenigstens einmal gelesen haben, vielleicht überlegen die Schulen oder der Verlag ja auch diese Geschichte als Schullektüre anzubieten. Zum Diskutieren bietet dieser Stoff wahrlich genug. 
Das Adjektiv das wohl bei fast jeder Beschreibung zu diesem Buch zu finden sein wird ist: Nachdenklich. Anna Seidl hätte wohl kein besseres Debüt abliefern können. Ihr Schreibstil ist prägnant, kurze Sätze dominieren und dazwischen sind wahre Zitatschätze. Ihr Stil passt demnach perfekt für ein Jugendbuch mit ernstem Thema. Wenn man das Alter der Autorin bedenkt ist das wirklich eine reife Leistung. 
Das Buch wird komplett aus der Sicht von Miriam geschildert und schon der Einstieg lässt die Gänsehaut hochkrabbeln. Die Geschichte beschäftigt sich mit vielen schwierigen Fragen und der Situation nach dem Amoklauf. Gefühlvoll wird hier Miriams Leidensweg beschrieben, sie hat einen Anschlag überlebt, sie hat ihren Freund verloren und auch ihr altes Leben. Zu allem Überfluss taucht gerade dann noch ihre Mutter auf, welche die Familie vor Jahren verlassen hat. Miriam ist wütend, sie ist voller Zorn und Hass und das ist auch völlig verständlich. Miriam als Protagonistin war mir sympathisch und ich konnte die meiste Zeit mit ihr mitfühlen. 
 

„Klar weiß ich, wie eine Pistole klingt. Ich bin schließlich genauso fernsehversucht wie der Rest dieser Schule. Aber in echt ist es anders. Das Geräusch ist zwar dasselbe, aber zehntausendmal lauter.“ (Zitat, S. 9)

Die Autorin beschreibt das Gefühlschaos authentisch aber leider ging es mir mit der Entwicklung der Figuren zu schnell und die Geschichte mit der Mutter war für mich auch nicht wirklich nachvollziehbar. Was ich aber berührend fand war Miriams Reflektion, sie hat darüber nachgedacht was sie früher falsch gemacht haben könnte, ob sie Mitschuld trägt und was Leben wirklich bedeutet. Die Beziehung zu ihren Freundinnen und der Umgang danach fand ich sehr überraschend, so hätte ich mir das nicht gedacht. Aber auch die Gedanken zum Täter waren erschreckend ehrlich. Zum Ende hin taucht dann noch ein Nebencharakter auf, der eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre, aber wahrscheinlich für ein Jugendbuch angebracht ist. 
Ich glaube, dass die Themen (Amokläufe, Mobbing) in diesem Buch gerade in der heutigen Zeit mehr „Öffentlichkeit“ benötigen. Mein Fazit? Kauft das Buch, lädt es auf euren eReader oder leiht es euch aus aber liest es. „Es wird keine Helden geben“ ist zwar für Jugendliche gedacht aber ich kann das Buch auch jedem Erwachsenen ans Herz legen. 4/5 Rawr’s von mir und damit eine Leseempfehlung.

„Du hast die Macht über dein eigenes Leben. Dein Leben ist immer nur so langweilig oder eintönig, wie du es gestaltest. Es liegt in deiner Hand, daraus etwas zu machen.“ (Zitat, S. 152)

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© Sarah Rawrpunx
rawrpunx.blogspot.co.at