Rezension

Ausdrucksstark und packend

Die Falle - Melanie Raabe

Die Falle
von Melanie Raabe

Bewertet mit 4 Sternen

Meinung

Schreibstil

Melanie Raabe schreibt die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Linda. Der Schreibstil ist dabei sehr ausdrucksstark und bildhaft. Zwischendurch finden sich Kapitel aus dem Roman, den Linda schreibt. Melanie Raabe schreibt quasi ein Buch im Buch und schaffte es auch, mir glaubhaft zu vermitteln, dass beide von verschiedenen Autorinnen sind. Im Vergleich zum eigentlichen Buch, ist das Buch von Linda eher kühl und schlicht geschrieben.

Charaktere und Geschichte

„Italien erinnert mich an meine Schwester und daran, wie die Dinge früher waren, vor der Dunkelheit.“ (S. 7)

Linda Conrads ist 38 Jahre alt, Autorin und war seit elf Jahren nicht mehr vor der Tür. Sie hat ihre Schwester ermordet in einem Blutbad vorgefunden und den Mörder beim Flüchten gesehen. Seitdem verfolgt sie das Gesicht des Mörders bis in ihre Träume. Aufgrund ihrer Panikattacken und seelischen Risse, die sie durch dieses Ereignis davongetragen hatte, schottet sie sich von der Außenwelt ab. Nur mit ihrem Verlag und ihrer Assistentin hat sie noch Kontakt. Melanie Raabe schaffte es, dass ich als Leser diese seelischen Schmerzen und Ängste richtig spüren konnte. Die Charaktere sind zwar nicht unbedingt Menschen, die man anfängt ins Herz zu schließen, aber sehr authentisch und facettenreich gezeichnet.

Linda kommt in ihrer Welt gut klar und fühlt sich sicher. Bis sie eines Tages das Gesicht dieses Monster im Fernsehen sieht. Sie ist zutiefst schockiert, ihre Welt gerät ins Wanken und sie schmiedet einen Plan, den Mörder in eine Falle zu locken.

„Meine Welt liegt in Schutt und Asche. Ich sitze auf meinem Bett, inmitten der Trümmer und starre auf den Fernseher. Ich bin eine offene Wunde. Ich bin der Geruch von rohem Fleisch.“ (S. 10)

Die Kapitel aus dem Buch, das Linda Conrads schreibt, geben auch Einblicke in die Zeiten damals, kurz vor und nach dem Tod der Schwester. So lernen wir, wie Linda einmal war und auch ein bisschen etwas über Anna, die Schwester. Allerdings sorgte dieses Buch im Buch streckenweise dafür, dass das Buch etwas lang war. Auch einige Wort- und Satzkonstellationen wiederholen sich öfter, das zwar beabsichtigt ist, da es die Verwirrung und Ängste von Linda ausdrücken soll, aber nach einer Zeit hat es mich etwas gestört. Dadurch hatte der Spannungsbogen für mich leichte Dellen. Dennoch konnte mich das Buch packen. Melanie Raabe schaffte es, mich erst komplett zu überraschen, auf eine falsche Fährte zu führen, nur um mich dann wieder auf den alten Pfad zu führen, der dann aber doch wieder überraschenden Wendungen bereit hielt.

Fazit

Mit den authentischen und facettenreichen Charakteren konnte Melanie Raabe bei mir Punkten. Ihr Schreibstil ist sehr ausdrucksstark und transportiert die Gefühle von Linda so glaubwürdig, dass ich ihre Ängste und seelischen Schmerzen schon fast mit spüren konnte. Stellenweise war das Buch aber etwas lang. Durch manche Wiederholungen, die zwar im Großen und Ganzen die Gefühle von Linda stark ausdrücken, mich aber manchmal störten, hat der Spannungsbogen für mich manchmal etwas gelitten. Dennoch war das Buch packend, vor allem durch den Schreibstil und die überraschenden Wendungen, die Melanie Raabe immer wieder einbaute.