Rezension

Das Leben mit dem Schinderhannes

Die Räuberbraut - Astrid Fritz

Die Räuberbraut
von Astrid Fritz

Bewertet mit 4 Sternen

~~19. Jh. Hunsrück. Die junge Juliana Blasius, Tochter eines Bänkelsängers und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, trifft nach einem Tanzvergnügen auf einen charismatischen Mann namens Johannes Bückler, der sich im Verlauf eines Gesprächs als der berühmt-berüchtigte Räuberhauptmann Schinderhannes herausstellt. Als dieser ihr das Angebot macht, mit ihm und seiner Truppe zu ziehen, entschließt sich Juliana schnell, bricht mit ihrer Familie und geht in Begleitung ihrer Schwester Margret mit auf Reisen. Schinderhannes ist dafür bekannt, hauptsächlich reiche Kaufleute und Händler jüdischer Abstammung zu berauben, wobei die übrige Bevölkerung ihm genug Rückhalt gibt und ihn sogar noch unterstützt. Juliana verliebt sich schnell in den selbstbewussten Hannes und nimmt dabei in Kauf, ständig auf der Flucht zu sein und nie einen festen Wohnsitz ihr Eigen zu nennen. Doch je länger die Raubzüge und das Versteckspielen dauern, umso mehr sehnt sich Juliana nach einem eigenen Zuhause, wo sie mit Hannes leben kann. Doch wird Hannes ihrem Wunsch nachgeben und sich endlich einen sicheren Broterwerb suchen, oder tanzt er weiter auf dem Drahtseil, bis er erwischt wird und sich die Schlinge um seinen Hals legt?
Astrid Fritz hat mit ihrem Buch „Die Räuberbraut“ einen spannenden und unterhaltsamen historischen Roman um eine geschichtlich belegte Person vorgelegt. Mit einem flüssig-authentischen und lebendigen Schreibstil lässt die Autorin den Leser schnell in eine vergangene Zeit abtauchen und an der Seite von Juliana hautnah das Leben einer „Räuberbraut“ miterleben. Die einzelnen Passagen aus dem Jahr 1844, die Julianas Rückblenden auf ihr Leben beinhalten, sind ebenso interessant, denn sie zeigen auf, wie sehr sich die Denkweise von ihr über die Jahre verändert hat. Der Spannungsbogen ist gemächlich angelegt und steigert sich innerhalb der Handlung immer weiter bis zum finalen Schluss. Die historischen Fakten wurden von der Autorin akribisch recherchiert und der Handlung als glaubhaften Hintergrund unterlegt. Die Raubzüge wurden so eindrucksvoll geschildert, dass man sich vor dem inneren Auge alles sehr gut vorstellen konnte. Die vielen Reisen zeichnen ein strapaziöses Bild, wenn man bedenkt, wie mühsam und beschwerlich damals das Fortkommen mit Gepäck war.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie haben alle ihre Eigenheiten, Stärken und Schwächen, wirken aufgrund dessen sehr lebendig und realitätsnah. Juliana ist eine junge Frau aus ärmlichen Verhältnissen. Sie ist ebenso mutig wie stark, lässt sich von Schicksalsschlägen so leicht nicht unterkriegen. Aber sie ist auch eine Frau mit Wünschen und Träumen, die sie gerne in die Tat umsetzen würde. Doch für ihre Liebe verzichtet sie auf vieles und setzt sich immer wieder der Gefahr aus. Hannes ist ein attraktiver und charismatischer Mann, der aufgrund seines Selbstbewusstseins und seines Wagemutes die Menschen schnell um den Finger wickeln kann. Er ist redegewandt und mutig, aber auch leichtsinnig und fast schon hochmütig, fühlt sich seiner Sache geradezu zu sicher, denn er ist sich der Unterstützung der normalen Bevölkerung sicher, die ihn immer wieder unterstützt. Dies nutzt er aus, was sich am Ende rächen wird. Margret ist Julianas Schwester, sie gibt Juliana Halt und ein Stück weit auch Familie und Altbewährtes, dass Juliana oftmals vermisst. Auch die übrigen Protagonisten tragen mit ihrem Erscheinen und ihrem Tun zur Spannung und Unterhaltung dieses Romans bei.
„Die Räuberbraut“ ist ein unterhaltsamer und spannender Roman über die Raub- und Beutezüge des bekannten Schinderhannes, der dem Leser einen Mehrwert an Informationen bietet und Geschichte leibhaftig miterleben lässt. Hier ist eine Leseempfehlung auf jeden Fall verdient!