Rezension

definitiv NICHT wie Selection

Das Licht von Aurora - Anna Jarzab

Das Licht von Aurora
von Anna Jarzab

Inhalt:
Sasha kann es kaum fassen, als der beliebteste Junge der Schule, Grant Davis, sie in der Buchhandlung anspricht. Erst recht kann sie es nicht glauben, dass er sie besser kennenlernen will und sie – sie! – kurzerhand zum Schulball einlädt. Von so etwas konnte Sasha bisher nur träumen.

Etwas anderes als die Träume über diese Prinzessin Juliana, die in einem Schloss wohnt, über dem unentwegt Polarlichter schimmern und alles in ein seltsames Licht tauchen. Träume, die sie schon ihr ganzes Leben lang hatte.

Der Schulball ist ein voller Erfolg, Sasha und Grant kommen sich näher, bis Sashas Welt völlig durcheinandergerät, als sie in einem düsteren Keller zu sich kommt. 

Derjenige, der sich als Grant Davis ausgegeben hat, heißt in Wahrheit Thomas und gehört zum KED, dem königlichen Elitedienst des Vereinigten Staatenbunds von Columbia. Sasha ist nicht länger in ihrer Dimension, sondern wurde entführt, um die verschwundene Prinzessin Juliana zu ersetzen, von deren Auftritt in den nächsten Tagen der Frieden des Vereinigten Staatenbundes abhängt.

Meinung:
Das wieder einmal wundervolle Cover hatte vom ersten Moment an meine Blicke auf sich gezogen (auch wenn ich das Kleid erst entdeckt hatte, als ich das Buch in der Hand hielt). Der Internettext hatte mich neugierig gemacht. Einzig allein der Vergleich mit „Selection“ hat mich etwas gestört und ich haderte mit mir, ob ich eine weitere „America“ erdulden könnte. Glücklicherweise konnten mich Sasha und ihre Geschichte weit mehr überzeugen.

Schon die ersten Seiten zeigen das Verschwinden von Juliana. Ihre Perspektive (in dritter Person erzählt) ist in einer serifenlosen Schrift gedruckt und kann so auch im späteren Verlauf jederzeit gut unterschieden werden. 
Gleich darauf lernte ich Thomas kennen, von dem sofort klar ist, dass er nicht von unserer Welt kommt. Er redet über Dimensionen, über Analoge (den gleich aussehenden Personen in einer jeder Dimension) und schickt seinen eigenen Analog nach Aurora, um dessen Platz in unserer Welt einzunehmen.

Warum er dies tut wird im ersten Kapitel von Protagonistin Sasha (die eigentlich Alexandra heißt, was ich persönlich irgendwie irritierend fand) deutlich. Thomas ist an die Stelle von Grant getreten, dem beliebtesten Jungen an der Schule, schleicht sich so in Sashas Leben ein und nimmt sie sogar mit zum Abschlussball. Ein Abschlussball ist es wirklich, denn gleich darauf findet sich die Ich-erzählende Sasha in einem Keller wieder und wird mit wilden Tatsachen konfrontiert. Nachdem sie sich gesträubt hat und entkommen konnte, sieht sie ein, dass sie in dieser Dimension nicht frei herumlaufen kann. Denn hier – in Aurora – hält sie jeder für Prinzessin Juliana, die zukünftige Königin.
Sasha geht einen Handel ein, der sie hoffentlich wieder nach Hause führen wird, tritt an die Stelle der echten Prinzessin und lernt die Schattenseiten ihres Lebens kennen – und bald schon ihren Verlobten Callum.

Erst im Laufe der Zeit zeigten sich ein paar kleinere Parallelen zum genannten „Selection“. Die Intrigen am Königshof (aber die sind in wirklich jeder Geschichte, die an Königshöfen spielt, denke ich, ebenso wie die Schattenseiten der glamourösen Welt), aber vor allem die potentiellen zwei Love-Interests. Thomas hat das Leben seines Analogs Grant übernommen, weil dieser Sasha schon mit seinem guten Aussehen zum Herzklopfen bringen konnte. Callum, der Prinz des verfeindeten Staates Farnham, gleicht einem Teenie-Star auf der Erde bis aufs Haar und ist Sasha alles andere als abgeneigt. Doch Sashas Gefühle sind eindeutig und sie hängt nicht in einem Liebesdreieck herum.

Was ich an Selection mit am meisten kritisiert habe (dass man von Rebellion und Co. kaum etwas mitbekommt und lediglich Americas Gefühlschaos und der Zickenkrieg thematisiert wird), trifft für „Das Licht von Aurora“ nicht zu. Gezickt wird lediglich mit der Regentin, Julianas Stiefmutter, da Sasha ihre Rolle schließlich gut spielen soll.

Auch führt die Autorin weitere Elemente ein, die es aufzuklären gibt. Wo steckt Juliana? Und was ist in dieser Dimension mit dem echten Grant passiert? So konnte mich Anna Jarzab durchweg bei der Stange halten und es wurde nie langweilig. 

Der Schreibstil ist der jungen Protagonistin angepasst, leicht zu lesen und ab und an zeigt Sashas sogar einen Ansatz von Sarkasmus.

Stück für Stück wird das Rätsel um die Verbindung der Dimensionen etwas entschlüsselt und mit „wissenschaftlichen“ Thesen untermauert - was sich jetzt schlimmer anhört, als es ist (ich wollte nur den Unterschied zu „Selection“ noch einmal aufzeigen). 

Der Einstieg und der Übergang nach Aurora waren kleine Spannungsmomente, die jedoch schnell wieder abflauten. Den Lesesog hielt die Autorin mit anderen Elementen aufrecht. Sie streute kleine Details ein, die Rätsel aufgeben, hielt mich mit dem Wissen um diese Analog-Welt von Aurora und weitere Elemente ihres Weltenentwurfs bei Laune, so dass mir nie langweilig wurde. Dennoch stieg die Spannung im Laufe der Geschichte und steuerte auf das unweigerliche Ende zu – zumindest das Ende dieses ersten Bands. Ich hoffe, ich kann schon bald wieder nach Aurora zurückkehren, um die anderen Geheimnisse zu entschlüsseln.

Urteil:
„Das Licht von Aurora“ hat nur sehr wenig mit dem verglichenen „Selection“ gemeinsam. Ich mochte die starke Protagonistin Sasha, mochte selbst die sich anbahnende Dreiecksgeschichte und die wissenschaftlichen Thesen bezüglich der interdimensionalen Reisen. Gemischt mit dem einfachen Schreibstil und der ständig ansteigenden Spannung belohne ich „Das Licht von Aurora“ mit ganz knappen 5 Büchern.

Die Reihe:
1. Das Licht von Aurora
2. Originaltitel: Tether (Many-Worlds #2)
3. ? (Many-Worlds #3)

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