Rezension

Der Hügel des Windes - Ein Familienschicksal in Kalabrien.

Der Hügel des Windes - Carmine Abate

Der Hügel des Windes
von Carmine Abate

Eine unvergessliche, große Erzählung, die fesselt und bewegt.

Weit zurück führen die Geschichten seines Vaters Michelangelo den jungen Arturo Cesare auf den Spuren in die Vergangenheit der Familie Arcuri.

Vor einem Jahrhundert hatte der Urgroßvater Alberto den Rossarco urbar gemacht, jenen Hügel an der Küste Kalabriens, der seiner Familie zukünftig für Generationen Heimat und Sicherheit geben sollte. Dieses Stück Erde, das sie hüteten wie einen Schatz, dessen Boden sie bearbeiteten, dessen Erträge sie ernährten und dessen Düfte und Farben, dessen wärmende Sonnentage und vom Meer her treibende Winde ihnen ins Blut übergegangen waren und ihren Lebensrhytmus bestimmten.

In diesem Stück Land waren ihre Wurzeln, sie mussten es verteidigen gegen die Übermacht von Faschisten und Mafia, gegen Don Liego, den skrupellosen Großgrundbesitzer und gegen die Zeit, die andere Werte als wichtig erachtete und verlernt hatte, dem Atem der Natur zuzuhören.

Und nun war es Michelangelo, selbst auf dem Rossarco geboren, der seinem Sohn von Allem erzählte, dessen Aufgabe es war, die Geschichte des Berges weiterzugeben, damit sie nicht in Vergessenheit geriet, aber auch das Geheimnis der beiden toten Männer im Kirschhain zu enthüllen, das über Generationen hinweg als düsteres Vermächtnis im Berg verborgen geblieben war.

 

Ein gewaltiges Werk hat der Autor Carmine Abate hier geschrieben.

Er erzählt über Generationen hinweg die Geschichte einer italienischen Bauersfamlie, deren Wurzeln unlösbar mit dem Rossarco, einem Hügel an Kalabriens Küste, verbunden sind.

Dieser Berg nimmt fast eine personifizierte Form an in Abates Roman, dessen Menschen es gewohnt sind, mit Kargheit zu leben, wenig Worte zu benutzen um sich auszudrücken und keine Gefühlsüberschwänge zuzulassen. So fällt es über weite Strecken nicht leicht, an die Protagonisten heranzukommen. Es ist so, als ob man erst einmal ein Fremder bleibt in einem Ort, in dem man sich gerade niedergelassen hat. Umso mehr genießt man die wenigen Momente, in denen sich die Menschen hier bereitwillig öffnen.

Die Sprache habe ich als sehr schön empfunden, ausdrucksvoll und reich, so anschaulich, dass es mir nicht schwer gefallen ist, alles Geschilderte wie ein imposantes Gemälde vor mir zu sehen.

In diesem Werk spielt eindeutig die Landschaft eine besonders tragende Rolle, und aus dieser heraus kann man sich den Menschen nähern, es ist ein ungewöhnlicher aber faszinierender Prozess, der mich sehr angesprochen hat.

Ich gebe hier auf alle Fälle eine Leseempfehlung für ein besonderes Buch, das eben nicht alltäglich ist.