Rezension

Der Berg ruft

Der Hügel des Windes - Carmine Abate

Der Hügel des Windes
von Carmine Abate

Bewertet mit 3.5 Sternen

An dem Hügel von Rossarco in der Nähe von Spillace an der Küste Kalabriens ist diese Geschichte über die süditalienische Familie Arcuri angesiedelt. Sie setzt zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein und erstreckt sich bis heute. Der Minenarbeiter Alberto erwirbt den steinigen, unfruchtbaren Hügel und macht ihn mit seiner Hände Arbeit urbar. Alberto und seine Ehefrau Sofia verbinden mit dem Hügel ein Familiengeheimnis, das erst Generationen später offenbar wird. Der Rossarco ist so manches Mal schicksalsweisend im Leben der Arcuris. Die nachfolgenden Generationen (Sohn Arturo, Enkelsohn Michelangelo) verteidigen ihn gegen den örtlichen Großgrundbesitzer, Faschisten und die Mafia. Durch Besitz und Bildung haben die Arcuris eine privilegierte Stellung unter den Dorfbewohnern, sie begegnen Neid und Einschüchterung. Außer für sie ist der Rossarco auch im Focus des berühmten Archäologen Paolo Orsi, der dort die mythische, aus dem 7. Jahrhundert stammende Stadt Krimisi als vergraben vermutet. Auf diese Weise erhält der Leser Einblick in die archäologische Vergangenheit Süditaliens.

 

Die gesamte Geschichte wird aus der Ich-Perspektive des Urenkels von Alberto und dem Sohn von Michelangelo erzählt. Der Erzähler bleibt lange namenlos, bis wir ihn als Arturo Cesare (genannt Rino) kennenlernen. Dadurch soll wohl zum Ausdruck gebracht werden, dass er, der 1192 km entfernt Lebende, keine so persönliche Beziehung zum Rossarco mehr hat wie seine Vorfahren. Erzähltechnisch findet ein stetiger Wechsel zwischen in der Gegenwart liegenden Besuchen von Rino bei seinem Vater auf dem Rossarco und Rückblenden auf die Vergangenheit statt. So werden immerhin 100 Jahre recht straff verarbeitet. Ereignisse in der Familie Arcuri und allgemeine historische Begebenheiten werden konzentriert dargestellt. Die Spannung wird gehalten, weil das Familiengeheimnis erst gegen Ende gelüftet wird. Der Schreibstil ist recht malerisch und lässt erkennen, wie verwurzelt der Autor in der Region ist, in der auch er geboren wurde. Immer wieder wird die Fauna des Rossarco malerisch und detailliert geschildert. Der Leser fühlt sich quasi in die Landschaft hineinversetzt.

 

Ein berührendes Buch, das ich uneingeschränkt empfehlen kann.