Rezension

Der übliche romantische Vampirschmu

Blutbraut - Lynn Raven

Blutbraut
von Lynn Raven

Bewertet mit 3 Sternen

Um es gleich vorweg zu nehmen und den Grund für meine nur mäßig ausgefallene Bewertung zu nennen: Das Buch ist einfach zu lang! Die Geschichte an sich ist nämlich recht simpel, aber viele Szenen wurden einfach in die Länge gezogen, so dass am Ende dann ein 700 Seiten Roman herauskommt ...

Inhalt:
Lucinda Moreira ist eine sogenannte Blutbraut. Das bedeutet, sie bzw. ihr Blut kann verhindern, dass ein Vampir zu einem gewaltbereiten, unkontrollierbaren Nosferatu wird. Lucinda weiß um ihre Besonderheit, und sie weiß auch, zu welchem Vampir sie "passt": Joaquin de Alvaro. Nur dass Lucinda eine Todesangst vor Joaquin hat und ihr ganzes Leben lang vor ihm davongelaufen ist. Hat sie doch miterlebt, wie ihre Tante Maria von einem Vampir regelrecht abgeschlachtet wurde. Nein, ihr ist klar, dass sie auf keinen Fall in Joaquins Hände fallen will und ihr restliches Leben als Gefangene und Blutspenderin für einen Vampir fristen will. Doch eines Tages sürt man sie in Boston auf, gerade, als sie sich zum ersten mal richtig verliebt hat, in Chris. Joaquins Männer entführen Lucinda, sie wird auf den Landsitz der de Alvaros in Kalifornien gebracht und steht zum ersten Mal seit Jahren wieder ihrem "Feind" gegenüber: Joaquin de Alvaro, der sich mehr und mehr in einen schrecklich-schönen Nosferatu verwandelt. Zu allem Überfluss stellt sich heraus, dass ihr geliebter Chris auch zur de Alvaro Familie gehört. Er ist Joaquins Bruder ...

Meinung:
Wie schon gesagt: das Buch ist eindeutig zu lang. Die Geschichte ist einfach gestrickt: Mädchen rennt vor Jungen weg, der ihr Böses will. Doch als sich beide erstmal näher kennen lernen und gemeinsam gefährliche Situationen durchstehen müssen, ändern sich die Gefühle. Streckenweise las sich die Geschichte wie eine fanfiction - was nicht unbedingt etwas Negatives sein muss, aber ich persönlich brauche es doch etwas anspruchsvoller und verzwickter. Dabei sind die Charaktere durchweg glaubhaft: Lucinda, die aufgrund eines Traumas Todesangst vor Joaquin und eigentlich allen Vampiren hat, Joaquin selbst, Patrón einer einflussreichen spanischstämmigen Familie, bei dem jedoch auf den 2. Blick nichts so ist wie auf den 1., Chris, der stets im Schatten seines Bruders steht und in Luc verliebt ist ...
Auch das Setting der Geschichte ist wunderschön beschrieben, ich konnte alles vor mir sehen: den großen Landsitz Santa Riada, die kalifornische Mojave-Wüste, die Hitze, die Helligkeit dort ... Das war schon sehr stimmig. Ebenso das Eingebettetsein der Geschichte in ein spanisch-amerikanisches Umfeld. So wurde des öfteren spanisches Vokabular eingeflochten, das vom Leser aber leicht zu verstehen ist. Auch versteht es die Autorin, die Gefühlswelt der Protagonisten anschaulich und nachvollziehbar zu beschreiben - obwohl sie hier m.E. oft über das Ziel hinaus schießt. So wirkt Lucinda auf der einen Seite oft zu weinerlich und ängstlich (stängig ziehen sich ihre Lungen zusammen, dass sie kaum noch Luft bekommt - irgendwann muss es dami aber auch genug sein, sonst fällt man nämlich in Ohnmacht!), Joaquin dagegen zu masochistisch und klischeebeladen: Die de Alvaro Familie ist natürlich unermesslich wohlhabend, er selbst total gutaussehend, reich, durchtrainiert, hat ungefaähr 20 Sportwagen, er ist einfach ein Alphatier. Das nervte schon manchmal. Auch dieses ewige "Knurren", mit dem seine Stimme beschrieben wird. irgendwann konnte ich nur noch die Augen verdrehen.
Viele Szenen gestalten sich dann auch zu detailverliebt und dadurch ziemlich lang(-weilig), obwohl eigentlich die Handlungs dadurch nicht vorangetrieben wird. Im Vordergrund stehen dann eher Dialoge zwischen Lucinda und Joaquin, ihre gefühle, ihr Ringen mit- und gegeneinander. Ich denke, viele Leser(innen) werden ihre helle Freude an solchen Spielchen haben, mir ist das eher zu flach.
Die Geschichte wird zu 95% aus der Sicht von Lucinda erzählt (Ich-Perspektive), gelegentlich kommt auch Joaquin zu Wort, allerdings viel zu wenig, um wirklich etwas über ihn zu erfahren. Für mich blieb da auch die Frage, warum dieser Perspektivenwechsel überhaupt eingeführt wurde. Auch gibt es noch eine 3. Person, über die ich allerdings hier nicht viel sagen möchte.

Fazit:
Ohne zu viel verraten zu wollen: Es ist natürlich nicht alles so, wie es zu Anfang des Buches scheint, und es macht schon Spaß, die verschiedenen Entwicklungen und Enthüllungen der Charaktere mitzuverfolgen. Doch das Hauptmanko des Buches ist einfach seine übermäßige Länge, die mir das Lesen bzw. Hören doch recht schwer gemacht hat.
By the way, ich hatte das Hörbuch von audible. Es gibt 3 Sprecher, wobei die Sprecherin von Lucinda ihre Sache wirklich gut macht! Hut ab!
Insgesamt aber nur 3 von 5 Sternen.