Rezension

Macht süchtig!

Blutbraut - Lynn Raven

Blutbraut
von Lynn Raven

Bewertet mit 5 Sternen

Es gibt viele Aspekte an diesem Buch, die nicht neu sind, aber sie wurden auf eine Art und Weise umgesetzt, die süchtig macht.

Vampire sind grundsätzlich schon mal eine kritische Wahl, da immer die Gefahr besteht, sie könnten in dem ausgelutschten Schema landen. Hier konnte mich die Konstellation jedoch überzeugen.Die Autorin hat zu dem Ganzen einen äußerst faszinierenden Hintergrund entwickelt. Dazu gibt es eine Differenzierung zwischen gewöhnlichen Vampiren formaly known as Magiern und den sogenannten Nosferatu, die dann dem Sinnbild des bösen Vampirs entsprechen, da sie ihre Blutgier nicht länger kontrollieren können.

Zwar ist die Schwarz-Weiß-Darstellung des Bösen an dieser Stelle recht klar, an anderen Stellen gibt es diesbezüglich aber zahlreichen Auflösungen, Hinterfragungen und Graustufen des Begriffs „böse“, sodass ersteres nicht allzu sehr ins Gewicht fällt.

 

Der Grundaufbau, vor allem in Bezug der Charaktere, dürfte Lynn-Raven-Lesern bekannt vorkommen. Stures Good Girl meets faszinierenden Bad Boy - wer darauf steht, den dürfte das nicht weiter stören, im Gegenteil. Ich werde darauf später nochmal eingehen, wenn ich die Charaktere näher beschreibe.

Ansonsten erzählt vorrangig Lucinda, zwischendurch gibt es kurze Kapitel aus Joaquíns Sicht und aus der einer weiteren Person, mit der Spannung aufgebaut wird.

 

Lucinda ist eine sehr authentische Protagonistin, die nachvollziehbar handelt. Sie hat immer mal wieder Angst, ohne jedoch gleich schwach zu wirken - gerade diese Angst ist jedoch gerade so authentisch, weil sie angesichts der Umstände realistisch und nachvollziehbar ist. Dennoch ist sie auch willensstark, entschlossen und mutig. Zudem hat sie eine tiefgründige Vergangenheit und ist weder schüchtern noch hat sie Minderwertigkeitskomplexe.

Sie zeichnet sich gerade dadurch aus, dass sie eine starke Persönlichkeit hat, ohne gleich eine Bad Ass oder die totale Überfliegerin sein zu müssen. Gerade diese Authentizität macht sie mir so sympathisch.

 

Und dann hätten wir da noch Joaquín. Ich hab die Abschnitte aus seiner Sicht geliebt (und das soll Lucindas Teil nicht abwerten, ich mochte sie wirklich) und mich auch schlichtweg in seinen Charakter verliebt.

Er ist ein Bad Boy, ohne die Protagonistin wie Dreck zu behandeln - sagt alles, oder? ^^ Denn er bemüht sich wirklich, einigermaßen nett zu sein, ohne sein Bad Boy - Image zu verlieren, da er eben seine Gefühle nicht zeigen kann, schnell überheblich rüberkommt und aufbrausend sein kann, wobei er umgekehrt auch sehr beherrscht ist.

Er ist einer der mächtigsten Magier des Konsortiums, droht aber immer mehr ein Nosferatu zu werden und bemüht sich, diese natürliche Entwicklung zu unterdrücken.

 

Es gibt noch einige weitere Charaktere mit mehr oder weniger großen Auftritten, einige schließt man schnell ins Herz, andere sind einem unsympathisch. Der Fokus liegt auf den Hauptcharakteren.

Chris‘ Rolle sorgt dafür, dass das Ganze in eine leichte Dreieckskonstellation abrutscht, die dadurch entschärft wird, dass Chris‘ Verrat Lucindas Gefühlen einen gewaltigen Dämpfern verpasst hat und sich umgekehrt alles so entwickelt, dass es nie zu einem wirklichen Konflikt kommt.

 

Generell gibt es viele Entwicklungen, die das Ganze sehr nachvollziehbar machen, womit sich auch die hohe Seitenzahl erklären lässt. Mich hat das nicht gestört, da dennoch genug Spannung und Action vorhanden ist.

Außerdem hat mich besonders das Zusammenspiel von Lucinda und Joaquín in den Bann gezogen: die schlagfertigen, unterhaltsamen Dialoge, das langsame Näherkommen ... Gerade diese langsame Entwicklung der beiden war so unterhaltsam, süß und toll, dass es unglaublich viel Spaß gemacht hat, sie mitzuverfolgen.

Lynn Raven beschreibt gewohnt viel, nichtsdestotrotz lässt sich das Buch flüssig lesen. Zudem ist es sehr fesselnd, sodass ich mich nur höchst ungern davon losreißen ließ und es am liebsten in einem Zug durchgelesen hätte. Ich wurde in diese fremdartige Welt mitten in den USA gerissen, fieberte mit, hing an den Seiten und wollte nicht, dass es zu Ende ging.

 

Fazit: Bekannte Aspekte werden fesselnd umgesetzt mit einem unterhaltsamen Näherkommen eines tollen Bad Boys, der die Prota mal nicht wie den letzten Dreck behandelt und einer Protagonistin mit einer starken Persönlichkeit, die auch schwache Seiten hat - macht süchtig!