Rezension

Derb als passende Triggerwarnung

Sandover Prep - Der Außenseiter -

Sandover Prep - Der Außenseiter
von Elle Kennedy

Bewertet mit 2 Sternen

So viel wie ich an New Adult-Büchern schon gelesen habe und das fast alles bei Lyx, da ist es doch überraschend, von wie vielen ich doch noch nie ein Buch gelesen habe. Dazu zählte bislang auch Elle Kennedy, die eigene Bücher in Deutschland schon auf dem Markt hat, aber auch eine gemeinsame Reihe mit Sarina Bowen, die ich eigentlich sehr bewundere. Warum also bislang noch nichts von Kennedy gelesen? Warum? Vielleicht wegen einem inneren Bauchgefühl, denn „Sandover Prep“ mit dem einführenden Band hat mich leider nicht überzeugt.

Wenn ich überlege, mit welchen Büchern ich innerhalb des NA-Genres angefangen habe, dann hat sich mein Geschmack schon stark verändert, umgekehrt muss man aber auch sagen, dass sich auch das ganze Genre etwas gewandelt hat. Dennoch wird es sicherlich immer die Bände am College oder am Internat geben, wo vor allem die Bad Boys reagieren und wo umso schlimmer, umso attraktiver ist. Das habe ich auch gerne gelesen und auch heute mache ich sicherlich keinen Bogen darum, aber ich brauche eine Einbettung, die für mich dennoch etwas erreicht. Bei „Sandover Prep“ war das leider kaum der Fall. Wenn man eine Autorin kennt, dann kennt man ihren Stil. Kennedy kannte ich nun eben nicht, aber ich wollte auch nicht von vergangenen Büchern mir zu viele Rezensionen durchlese, um mich nicht beeinflussen zu lassen. Jetzt habe ich meine Erfahrung gemacht, wobei im Grunde schon die Triggerwarnung vorab viel verraten hat. Lyx arbeitet viel mit diesen Warnungen, was ich auch okay finde, aber wer hätte gedacht, dass derbe Sprache mal ausgerechnet die Warnung ist, bei der ich ganz ordentlich die Ohren aufsperren sollte. Ich kann auch schon mal derbe werden, aber dieses Buch hat derbe für mich auch nochmal ganz neu erfunden. Das erste Drittel hat mich wirklich extrem erdrückt. Das war nicht ausschließlich der Derbheit geschuldet, aber wir lernen zig Figuren kennen, die vom Leben auf verschiedene Arten schon so niedergedrückt wurden, dass da einfach eine Stimmung herrschte, die meine eigene Laune extrem in den Keller zog. Dann darauf noch die Sprache, dass sich fast alles um Sex dreht, wie die Figuren sich gegenseitig nur auf oberflächlichem Niveau beschreiben.

Irgendwann habe ich angefangen etwas zu überfliegen, sonst hätte ich das Buch wohl nicht überstanden. Nach hinten raus wird es besser. RJ und Sloane können sich einander gegenüber immer besser öffnen, auch die anderen Jungs lernen sich untereinander besser kennen, es wird alles etwas vertrauter, das verändert die Stilistik schon, aber mich hat die Geschichte vorab zu früh verloren, um mich nochmal einzufangen, dass ich mich emotional richtig investieren kann. Dennoch habe ich auch beim eher Drüberfliegen die Entwicklung klar wahrgenommen. Was mich auch gestört hat, das waren die ganzen Perspektiven, zumal es eben vier Jungs und nur ein Mädchen waren. Ich habe in solchen Geschichten gerne einen Ausgleich. Dann darf der Kerl auch gerne mehr testosterongesteuert daherkommen, aber das war hier echt zu viel des Guten. Bei Fenn hätte ich es noch insofern akzeptiert, dass sein Band vorbereitet wird, warum dann aber nicht auch Casey? Silas war völlig langweilig und Lawson, da hatte ich den Eindruck, das war wirklich nur die Sensationsgier. Damit will ich nicht sagen, dass ich den Inhalt nicht für möglich halte, aber er zielt doch klar auf ein bestimmtes Publikum ab und das bin ich einfach nicht. Sicherlich wird die Reihe auch bei Lawson noch richtig in die Tiefe vordringen und er wird sein Happyend bekommen, aber dem werde ich nicht mehr beiwohnen, weil mir das wirklich zu derb war.

Fazit: Man kann sicherlich anhand eines Buchs keine generelle Stilistik einer Autorin festmachen, aber ich bezweifle, dass Elle Kennedy und ich nochmal zusammenkommen werden. Wer hätte gedacht, dass ‚derb‘ mal die Warnung schlechthin wird? Das erste Drittel war einfach von der Stimmung her runterziehend, dazu dann noch das Derbe. Auch wenn es später etwas von der provozierenden Oberflächlichkeit sich löst, da war es leider für mich nicht mehr zu retten. War ein Versuch wert, aber das war es leider nicht für mich.