Rezension

Durchdachter Plot - gewöhnungsbedürftiger Schreibstil

zorneskalt - Colette McBeth

Zorneskalt
von Colette McBeth

Bewertet mit 4 Sternen

Rachel hat sich mich ihren 27 Jahren schon ganz schön die Karriereleiter bei NNN, einem britischen Fernsehsender, hochgearbeitet. Sie berichtet über Verbrechen. Als die Künstlerin Clara vermisst wird und sie über den Fall berichten soll, erfährt sie von der Identität der Vermissten quasi erst vor der laufenden Kamera und ist geschockt: Es handelt sich um ihre beste Freundin, die vor drei Tagen nicht zu einer Verabredung erschienen ist. Kein Wunder, dass Rachel tiefer in den Fall hineingezogen wird, als ihr lieb sein kann.

Anfangs braucht die Story etwas Anlauf, um in Schwung zu kommen, aber circa ab der Mitte des Buches ist es hinreichend spannend. Zwar kann man sich dann auch bald schon zusammenreimen, worauf das alles hinausläuft, aber es ist noch nicht abzusehen, wer noch alles dran glauben muss. Insofern wird die Spannung bis zum Schluss aufrechterhalten.

Die Geschichte um die Freundschaft der beiden Frauen ist relativ komplex und nicht von Anfang an zu durchschauen. Es kommen immer mehr Puzzlestückchen hervor, die dann schließlich zusammen ein rundes Bild ergeben.

Der Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig und fördert das Lesevergnügen nicht unbedingt. Rachel erzählt in der Ich-Form und spricht Clara immer wieder direkt an. Die Du-Form in der Vergangenheit mag im Englischen ja noch „normal“ klingen, im Deutschen hört es sich dann aber doch sehr gestelzt an: du saßest, du sahst usw. So spricht doch bei uns kein Mensch.

Obwohl man also die ganze Handlung durch Rachels Augen sieht, habe ich die ganze Zeit eine gewisse Distanz zu ihr gewahrt, sie ist mir nicht wirklich nahe gekommen, ihre Gedanken und Gefühle wirkten auf mich nicht richtig authentisch.

Für einen Debütroman ist „Zorneskalt“ schon ganz beachtlich und man darf auf weitere Werke von Colette McBeth, die übrigens auch selbst Reporterin ist und dadurch einen umfassenden Einblick ins Milieu geben kann, gespannt sein.