Rezension

Durchwachsen

Das Dorf der Mörder - Elisabeth Herrmann

Das Dorf der Mörder
von Elisabeth Herrmann

Bewertet mit 3 Sternen

Dieses Buch ist eigentlich aus einem total simplen Grund auf meiner Wunschliste gelandet: Es war soweit ich mich erinnere das erste Buch, für das ich Plakatwerbung gesehen habe. Und das nicht zu knapp. Das kann es gerne öfter geben!

Die Hauptcharaktere und Ermittler dieses verwunschen klingenden Krimis Sanela Bera und Lutz Gehring waren mir lange Zeit nicht wirklich sympathisch. Beara war ein bisschen zu ehrgeizig und zu verbissen. Der Macho Gehring wirkte streng und irgendwie immer gestresst. Beide wurden mir aber mit der Zeit immer lieber und besonders am Ende machen beide noch einmal einiges an Sympathien gut. Von Anfang an sehr gefallen haben mir Psychologe Professor Brock und sein Assistent Jeremy Saaler. Von mir aus hätten die beiden den Fall auch ganz ohne Polizei lösen können. Ein ermittelnder Psychologiestudent und sein allwissender Professor der die Psyche der Täterin ergründen will. Das hätte mir gefallen! :)

Der Krimi legt im ersten Kapitel mit dem Mord gut vor, verliert dann aber in ersten Drittel insgesamt an Schwung. Man versteift sich auf die geständige Täterin und viel mehr passiert erstmal nicht. Als Beara dann auf eigene Faust zu ermitteln beginnt und die Ereignisse in Brocks Praxis Fahrt aufnehmen kommt wieder mehr Spannung auf. Für mich hätte es allerdings insgesamt ein wenig mehr Tempo sein dürfen. Und ich habe lange auf das im Titel versprochene Dorf warten müssen. Als das endlich in den Focus rückt ist schon der halbe Krimi 'rum, dafür ist es sehr atmosphärisch beschreiben - so verlassen und verfallen in der Sommerhitze Ostdeutschlands.

Am Ende ging es dann Krimi-üblich nochmal zur Sache. Allerdings muss ich auch hier wieder meckern: Die Dorffrauen waren mit zu verstockt, dabei hat gerade in ihnen als Beobachter viel Potential geschlummert. Das Geständnis hat sich etwas gezogen aber vor allem die theatralischen Dialoge zum Ende hin haben mich sehr angestrengt. Kleines Beispiel?
„Oh Gott“, schluchzte Cara. „Es tut mir so leid. So leid.“
„Nein, Cara. Du tust dir selbst leid, dass du das anhören musst. Bereust du jetzt wenigstens?“
„Ja. Ja!“, schrie sie in Todesangst.

Bei diesen Plattitüden geht bei mir einfach die Spannung flöten, weil ich mich nur noch auf den schlechten Stil konzentrieren kann.

Mein Fazit fällt durchwachsen aus. Der Schluss hat mich zwar mit den Ermittlern versöhnt und die Charaktere der Psychologischen Praxis haben mir von Anfang an gefallen. Allerdings fand ich ein paar Details nicht schlüssig erklärt, der Miträtsel-Effekt war nicht sehr hoch und die Sprache war mir Stellenweise zu theatralisch. Meine Erwartungen hat das Buch einfach nicht erfüllt. Ich würde aber durchaus wieder zu einem Krimi von Elisabeth Herrmann greifen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie es noch besser kann.