Rezension

ein Buch , das beide Seiten beleuchtet

Schlaf der Vernunft
von Tanja Kinkel

Bewertet mit 5 Sternen

~~Mit Schlaf der Vernunft hat sich Tanja Kinkel an die nahe Vergangenheit gewagt und ein Thema angerissen, dass in meiner Jugend sehr aktuell war und für viel Aufsehen gesorgt hat. Die Taten der RAF ( Rote Armee Fraktion ), eine Gruppe von jungen Menschen, die sich gegen die Taten der Elterngeneration und die" kapitalistischen Ausbeuter" des Systems stellte und auch Attentate folgen ließ. Ich finde auch, dass dieses Buch ein Beweis dafür ist, dass Gewalt nur Gegengewalt erzeugt und nicht für Frieden sorgt.

Tanja Kinkel verbindet hier Fiktion mit historischen Fakten und herausgekommen ist ein Buch, dass mich gut unterhalten hat, da es auch einen Teil meiner Jugend widerspiegelte, die ich erlebt habe.
Was ich sehr gut finde ist, dass die Autorin versucht hier alle Sichtweisen aufzuzeigen. Die der Täter, die der Opfer, die der Angehörigen von Tätern und die Angehörigen von Opfern. So entsteht ein sehr vielschichtiges Bild des damaligen Geschehens und der Leser kann zum Teil nachvollziehen, wegen Motive die Täter trieben, die ja teilweise auch nicht von der Hand zu weisen waren ( Altnazis in hohen Ämter, Waffentransporte in Krisengebiete, Konzerne, die ihre Macht ausspielen und das Hinnehmen von Dingen, die vielleicht darauf zurückzuführen waren, dass die Kriegsgeneration das Schweigen gelernt hat. ). Ich konnte den Protest der jungen Leute zum Teil gut verstehen , auch die Wut, die entstand, nachdem Studentenführer zusammengeprügelt oder getötet wurden, wie z.B. Rudi Dutschke. Gewalt erzeugt Gegengewalt. Mit Gewalt hat man noch nie etwas Gutes erreicht. Aber auch die Reaktionen der Opfer, bzw. der Angehörigen der Opfer war sehr verständlich dargestellt und ich glaube es war ein Anliegen von Tanja Kinkel, diese unterschiedlichen Blickwinkel aufzuzeigen. Auch die Gefühle und Gedanken der Tochter der Terroristin, die dann nach 20 Jahren Haft begnadigt wurde, wurde gut in Szene gesetzt und letztendlich die Terroristin selbst, die sich erst nach und nach klar machte, dass nicht alles richtig war, was geschah, die aber an der Ideologie festhielt, weil ja sonst alles umsonst gewesen wäre.

Ein sehr interessantes und spannendes Buch, das ich gerne weiterempfehle.